Passend: Urlaub in Moritzburg

Goldleder im Lustschloss
Das restaurierte Moritzburger -Damenbildniszimmer- ist wieder geöffnet

20.11.2003 15:34
Am 20. November 2003 wurde im Schloss Moritzburg das ehemalige "Damenbildniszimmer" nach langwieriger Restaurierung der berühmten "Goldledertapeten" aus dem 18. Jahrhundert feierlich eröffnet.

Das Moritzburger Schloss, bekannt für seinen weltweit größten originalen Bestand an Ledertapeten des Hochbarock, besitzt noch heute Ledertapeten in 13 Ausstellungs- sowie einigen Depot- und Büroräumen.

Der Name "Goldleder" stammt von der Verarbeitung der Lederkarrees nach der Gerbung. Das Rohmaterial wurde zuerst vollflächig versilbert und dann mit einer gelb-braunen Lackschicht überzogen, die einen goldenen Schimmer hinterließ. Danach konnten farbliche Ornamente aufgebracht oder durch Punzieren bzw. Prägen Oberflächenstrukturen geschaffen werden. Im Monströsen- und Billardsaal des Schlosses wurden zudem die Ledertapeten mit Monumentalgemälden bemalt, die in mehreren Bildern Episoden der griechisch-römischen Mythologie sowie Szenen der Parforcejagd zeigen.

Insgesamt sind die meisten Tapeten aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen im Schloss in gutem Zustand. Mutwillige Zerstörungen während der Besatzungszeit, falsche Restaurierungsversuche in früheren Jahren und der "Berührungszwang" mancher Museumsbesucher machten besonders die Tapeten des "Damenbildniszimmers" zum Sorgenkind der Restauratoren.

Restaurierungsversuche blieben viele Jahre erfolglos, bis an der Hochschule für Bildende Künste Dresden im Rahmen einer Diplomarbeit Ende der 80er Jahre eine neue Methode zur Behandlung des strapazierten Materials entwickelt werden konnte, die nicht nur den Zeitaufwand geringer hielt, sondern auch durch sparsamen Einsatz der Behandlungen die kostbaren Ledertapeten schonte. Hierbei werden nach ihrer Reinigung, Glättung und Reparatur die Lederstücke auf flexiblen Leichtmetallrahmen angebracht, damit klimabedingte Dehnungen keine Schäden an den Tapeten anrichten können.

Mit Hilfe dieser durch das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen gemeinsam mit den Moritzburger Schlossmitarbeitern entwickelten Methode, konnten in diesem Jahr schließlich die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten im ehemaligen "Damenbildniszimmer" erfolgreich und beispielgebend abgeschlossen werden.

In der Fachwelt sind die Moritzburger Restaurationserfolge auf große Anerkennung gestoßen. Daher fand am 20. und 21. November 2003 im Schloss eine Tagung zum Thema "Ledertapeten - Bestände, Restaurierung, Erhaltung" statt, zu der zahlreiche, auch internationale, Fachleute kamen. Ein Protokollband wird 2004 durch die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen herausgegeben.

Seit seiner Eröffnung erscheint das "Damenbildniszimmer" nun in einem neuen Gewand, denn die ehemals an seinen Wänden ausgestellten Bildnisse sächsich-polnischer Hofdamen, ursprünglich aus der Schönheiten-Galerie August des Starken in Pillnitz stammend, werden demnächst in anderen Räumen zu sehen sein. Aufgrund des neuen Interieurs wird bald auch ein neuer Name für das ehemalige "Damenbildniszimmer" gefunden werden müssen.

"Schloss Moritzburg ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen für die Besucher und die Fachwelt immer interessanter werden", stellte deren Direktor Stéphane Beemelmans in seiner Begrüßung fest und verwies auf das Federzimmer und die Goldtapeten, "ca. 70 % unserer Besucher kommen aus Sachsen. Das zeigt, dass wir unseren Kulturauftrag erfolgreich ernst nehmen und ich lade alle ein, uns und unsere Schlösser auf diesem ereignisreichen und schönen Weg zu begleiten."

Wer sich vom neuen Glanz der Ledertapeten überzeugen und auch andere wertvolle Kunstschätze entdecken will, der ist herzlich eingeladen, dem Jagd- und Lustschloss August des Starken einen Besuch abzustatten. Gelegenheit haben Sie dazu im Moment von Dienstag bis Sonntag in stündlichen Rundgängen zwischen 10.00 Uhr und 16.30 Uhr.

Bei Fragen zu Öffnungszeiten, Rundgängen und Führungen helfen die Mitarbeiter des Schlosses unter folgender Telefonnummer gern weiter: (03 52 07) 8 73 18.

Quelle: schloesserland-sachsen.de