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Stadt Hamm
KlassikSommer eröffnet 25. Festivaljahr mit musikalischem Ereignis

Stadt Hamm

13.08.2009 14:41
Berlioz´ Symphonie fantastique beschwört Kosmos menschlicher Gefühle

Der (Festival-)Sommer beginnt: Am 22. August startet um 20 Uhr in der Alfred-Fischer-Halle der KlassikSommer Hamm in sein 25. Festivaljahr. Und spielt dabei wie es in den neun Jahren der Zusammenarbeit mit Frank Beermann üblich geworden ist mit der ganz großen Musik: Linus Roth, hoch dekorierter Geiger aus München, spielt Johannes Brahms´ Violinkonzert, bevor die Nordwestdeutsche Philharmonie Hector Berlioz´ musikalisches Selbstporträt Symphonie fantastique in üppigsten Klangfarben nachmalt.

Ich begebe mich auf die Suche nach Schönheit, beschreibt Linus Roth seinen persönlichen Zugang zur Musik. Bei aller Suche nach Perfektion ist dabei sein wichtigstes Ziel: Menschen sollten nach einem Konzert nach Hause gehen und sagen können: Ich bin gerührt; oder vielleicht auch: geschockt; ich fühle mich phantastisch: Das ist es eigentlich, was ich versuche zu bewirken.

Brahms, der sein Konzert für Violine und Orchester während seines Sommeraufenthaltes 1878 in Pörtschach am Wörthersee schrieb, liefert ihm dafür eine wunderbare Grundlage. Das D-Dur-Konzert zeigt den Komponisten Brahms von seiner weniger spröden Seite: Die gelöste Stimmung im Kärntner Feriendomizil und die vielfältigen Erlebnisse einer lang währenden Italienreise trugen zu dieser Stimmung sicherlich bei. So lebt das Konzert mehr von der Stimmung, von übersprudelnder Vitalität mit viel ungarischem Kolorit und einem Schuss Melancholie, als von der Suche nach dem glamourösen Virtuosenauftritt.

Hector Berlioz sorgte mit seiner Symphonie fantastique für ein Ereignis auf der musikgeschichtlichen Bühne, wie es nur einmal in Jahrzehnten stattfindet.

Die neue Sinfonie war in unverkennbarer Nachfolge Beethovens geschaffen, war aber zugleich ganz revolutionär den persönlichsten Gefühlen Berlioz und seiner Liebe zur Shakespeare-Tragödin Harriet Smithson gewidmet. So unverhohlen die eigene Befindlichkeit in Töne zu setzen, hatte bis dahin kein Tonsetzer gewagt!
Die Symphonie fantastique schildert in fünf Sätzen die besessene Liebe eines jungen Künstlers, der einer Frau verfällt. Berlioz selbst schickte seiner Sinfonie mit dem bezeichnenden Untertitel episodes d´un vie d´artiste eine Erklärung voraus: Ziel des Komponisten war es, verschiedene Stationen im Leben eines Künstlers zu schildern, soweit diese musikalisch darstellbar sind. Da dieses Instrumentaldrama durch keinen Worttext unterstützt wird, bedarf sein Plan einer vorherigen Erklärung. Das folgende Programm ist daher wie der gesprochene Text einer Oper zu betrachten, der in die einzelnen Sätze der Musik einführt und ihren Charakter und ihre Aussage erklärt. Berlioz schrieb danach also mit der Symphonie fantastique eine Oper, ohne einen vorher verfassten Text zu vertonen. Er beschwört die heftigsten musikalischen Stimmungsumschwünge, von tiefer Melancholie zu verzückter Leidenschaft über Zorn und Eifersucht, mit Rückfällen in Zärtlichkeit und anschießende tränenreiche Enttäuschung.

Mit der Symphonie fantastique zeigte sich Berlioz auch als Meister der Orchestrierung. Ungewöhnliche Instrumente sind vorgesehen und bekannte Instrumente finden eine neuartige klangliche Verwendung. Selten zu hörende Kornett-Pistons und Ophikleiden werden verlangt, darüber hinaus vier Harfen(!) und groß besetztes Schlagzeug. Am Ende des zweiten Aktes sorgen vier Pauken für raffinierte Raumwirkungen.

Ein riesig besetzter Orchesterapparat also, den Frank Beermann zur Eröffnung des 25. KlassikSommers Hamm zu dirigieren hat ein musikalisches Ereignis eben, wie es nur selten die Bühne betritt.
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