Kathedralen populärer als Freizeitparks Mehrzahl der Bundesbürger hat im Urlaub Interesse an Kultur13.02.2009 14:12 Bei der Angebotsgestaltung sollte berücksichtigt werden, dass es sich bei den Besuchern überwiegend um interessierte Laien handelt und nicht um Experten mit einem fundierten Fachwissen. Generell hat die Kultur im Motivspektrum der Touristen zwar eine große Bedeutung, aber nur jeder fünfte Befragte gab an, dass Kulturangebote bei der Entscheidung für das Reiseziel eine zentrale Rolle gespielt haben.
Kulturanbieter und Studienreiseveranstalter haben einen weiteren Grund, positiv in die Zukunft zu blicken - das zeigt die Frage nach dem Wunschurlaub in den kommenden Jahren. Hier erreichen Fernreisen zu exotischen Zielen und Badeurlaube am Mittelmeer erwartungsgemäß die höchsten Werte, doch nahezu jeder vierte Bundesbürger hat großes Interesse an einer selbstorganisierten Kultur-/Bildungsreise und 10 % können sich vorstellen, einen Urlaub bei einem Studienreiseveranstalter zu buchen. An diese Spezialisten werden dann auch hohe Anforderungen gestellt. Zu den typischen Erwartungen der potenziellen Kunden gehören eine intensive Beschäftigung mit Land und Leuten, die eigene Weiterbildung und besondere Einblicke durch die Reiseleitung. Hingegen sind die Bequemlichkeit einer organisierten Studienreise und der Wunsch nach sozialen Kontakten von geringerer Bedeutung.
Neben Kirchen, Museen und Burgen als "Hardware" des kulturtouristischen Marktes, sind Sonderausstellungen und Mega-Konzerte als "Software" wichtige Motoren zur Schaffung von Nachfrage. Hierzu gehört beispielsweise der Titel "Kulturhauptstadt Europas", wodurch jedes Jahr ausgewählte Städte eine besondere Würdigung erfahren. Im Jahr 2010 wird Essen diesen Titel tragen, stellvertretend für das Ruhrgebiet. Aus diesem Anlass wurde in der Studie auch der Bekanntheitsgrad des Events erfasst. Der Begriff der "Europäischen Kulturhauptstadt" ist 74,4 % der Befragten bekannt und hat damit einen ausgeprägten Markencharakter. Allerdings wissen erst 13,7 %, dass im kommenden Jahr Essen eine "Kulturhauptstadt" sein wird.
Generell sind die Ansprüche der Bundesbürger an diese kulturelle Jahreskampagne hoch: Neben einem breiten Kulturprogramm und besonderen Ausstellungen erwarten sie vor allem einen klaren regionalen Bezug der Angebote. "Diese Suche nach authentischen Erfahrungen ist eine Grundeinstellung von Kulturtouristen", bestätigt Thomas Bollander aus der Praxis. Aufgabe von Reiseveranstaltern sei es daher auch, Verantwortlichen im Tourismus immer wieder die Relevanz von kulturellen Identitäten zu verdeutlichen. "Erfolgreicher Kulturtourismus benötigt eine andere beziehungsweise fremde Kultur, die Neugierde weckt - egal ob in Tallin oder im Ruhrgebiet," ist sich Bohlander sicher. Kulturanbieter und Studienreiseveranstalter sollten daher eng zusammenarbeiten, um die einzigartigen Ressourcen behutsam zu nutzen sowie zu erhalten. |