02.10.2009 13:10Der Unterschätzte: Radweg Hamburg-Rügen
Gestärkt mit dem Großen Wadenbeißer, können sich Radfahrer durchaus sportliche Strecken zutrauen und das Land auf einem der sieben Radfernwege entdecken, die kreuz und quer durch Mecklenburg-Vorpommern führen. Einer der sieben ist der Fernradweg Hamburg-Rügen, der seinem Mitbewerber an der Ostseeküste in nichts nachsteht. Auf etwa 520 Kilometern lässt sich die alte Handelsstraße „via regia“ per Rad von der Elbe bis an die Ostsee vor Deutschlands größter Insel verfolgen. Von der Metropole Hamburg geht es zunächst in zwei bis drei Tagestouren über Ratzeburg nach Schwerin, wo das Märchenschloss mit – so sagt man – 365 Türmchen zu einem Abstecher in die Geschichte der mecklenburgischen Herzöge einlädt. Von hier aus führt der Fernweg in zwei bis drei Tagen weiter an den Rand der Mecklenburgischen Seenplatte und damit je nach Jahreszeit vorbei an goldgelben Raps- oder tiefroten Mohnfeldern in das malerische Warnowtal. Wer den Drahtesel zwischendurch gern einmal gegen ein anderes Verkehrsmittel eintauscht, kann hier an verschiedenen Kanustationen Halt machen und das Natur- und Vogelparadies auf dem Fluss entdecken. Über die Residenzstadt Güstrow leitet der Radweg Hamburg-Rügen seine Nutzer bis in die Mecklenburgische Schweiz entlang des Kummerower Sees. Weiter geht es in zwei bis drei Etappen in nördlicher Richtung durch Demmin, Tribsees und Richtenberg bis in die Hansestadt Stralsund, die mit einer Altstadt aufwartet, die seit 2002 zum Unesco Welterbe gehört. Hier lohnt sich ein Abstecher in das im letzten Jahr eröffnete Ozeaneum, den Erweiterungsbau des Deutschen Meeresmuseums auf der Stralsunder Hafenhalbinsel, das die Welten der Kaltwassermeere eindrucksvoll erklärt.
Kein Meer, sondern den Strelasund (Meeresarm) überqueren Hamburg-Rügen-Radler auf dem Weg auf Deutschlands größte Insel mit Blick auf die imposante neue Rügenbrücke.
Die Insel wird innerhalb von weiteren zwei Tagesetappen gen Osten über Putbus erradelt, wo Fürst Malte Mitte des 19. Jahrhunderts den berühmten Circus errichten ließ, ein Ensemble klassizistischer, weiß getünchter Häuser, kreisförmig um eine Parkanlage angeordnet. Auf der Zielgeraden ein Stückchen weiter nördlich erwartet die Besucher das Wahrzeichen der Insel, die Kreidefelsen nördlich der Stadt Sassnitz, die bis 120 Meter aus dem Meer hervorragen.
Kartenmaterial: Spiralo Radweg Hamburg-Rügen, ISBN 078-3-87073-342-1
Der Beliebte: Elbe-Radweg
Sechs weitere Fernradwege führen über ähnlich entdeckungsreiche Strecken durch das Land, jeweils gekennzeichnet durch ein Piktogramm. Bei Dömitz und bei Boizenburg führt der Elberadweg, der laut einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums einer der beliebtesten Fernradwege Deutschlands ist, durch Mecklenburg-Vorpommern. Vom Riesengebirge schlängelt er sich links und rechts der Elbe bis ins Wattenmeer. Abstecher lohnen sich in das Boizenburger Museum, das über den Naturpark Mecklenburgisches Elbetal informiert, und auf die fünfeckige Backsteinfestung Dömitz.
Der Verträumte: Oder-Neiße-Radweg
Romantiker können auf dem nördlichsten Abschnitt des Oder-Neiße-Radweges die Landschaften gleich zweier Naturparke auf sich wirken lassen. Der Naturpark am Stettiner Haff besticht mit viel Wald und Sandstränden. Etwas weiter nördlich auf der Insel Usedom entdecken Gäste entlang des Radweges deren urwüchsiges Hinterland mit stattlichen Hügeln, kleinen Seen und geheimnisvollen Mooren.
Der Kaiserliche: Radweg Berlin-Usedom
Von Deutschlands Hauptstadt direkt in die „Badewanne der Berliner“, auf die Insel Usedom, führt der Radfernweg Berlin-Usedom. Von der pulsierenden Weltstadt geht es über Ueckermünde und Anklam, die Geburtsstadt des Flugpioniers Otto Lilienthal, auf Deutschlands zweitgrößte Insel. Vorbei an den Willen der Gründerzeit in den Drei-Kaiserbädern Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin führt der Fernweg bis nach Peenemünde im nördlichsten Zipfel der Insel.
Der Grenzenlose: Radweg Berlin-Kopenhagen
Kulturinteressierte und naturliebende Entdecker folgen den 610 Kilometern von Berlin nach Kopenhagen. Vom Berliner Schlossplatz führt er durch die Mecklenburgische Seenplatte mit urwüchsigen Wäldern und tiefblauen Seen über die mecklenburgischen Residenzstädte Neustrelitz und Güstrow bis in die Hansestadt Rostock. Von dort aus führt die Route über die Ostsee nach Gedser und bis zum Schloss Amalienborg in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen.
Der Lehrreiche: Mecklenburgischer Seenradweg
Geschichtsinteressierte können sich in 14 Etappen auf dem 640 Kilometer langen Mecklenburgischen Seenradweg weiterbilden. Von Spuren der DDR-Vergangenheit in der ehemaligen Dorfrepublik Rüterberg über einen Einblick in die Geschichte der Mecklenburgischen Herzöge in Ludwigslust geht es weiter in die Eiszeit, die in der Mecklenburgische Seenplatte ihre Spuren hinterlassen hat. Auf der Zielgeraden im Westen lassen sich die Hanse in Anklam und die Gründerzeit in den Drei-Kaiserbädern nachempfinden.
Der Bekannte: Am Meer entlang auf dem Ostseeküstenradweg
Ganz nah am Meer sind Radler auf dem Ostseeküstenradweg, der in 15 Etappen bezwungen werden kann. Vom Ausgangspunkt Lübeck-Travemünde im Westen geht es durch die Hansestadt Wismar, das älteste deutsche Seebad Heiligendamm und die Hansestadt Rostock bis auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Weiter östlich umrundet der Fernweg Deutschlands größte Inseln Rügen und Usedom. Der Fernradweg, bisher 645 Kilometer lang, wird bis bis zum Beginn der nächsten Urlaubssaison von Sellin bis zur Kreuzeiche in der Granitz im Biosphärenreservat Südost Rügen um 2,7 Kilometer erweitert.