Ortenberg / Hessen Wundervoller "Laternenzauber" am Vorabend von "Altstadt Pur"23.06.2007 12:00 Was für ein Abend! Das herrliche Sommerwetter und der triumphale Einzug der Nationalelf ins WM-Viertelfinale schienen die Menschen beflügelt zu haben. Jedenfalls war noch kein Vorabend des Kulturfestes "Altstadt Pur" so gut besucht, so schön und so stimmungsvoll wie diesmal. Gegen 22 Uhr, als auf dem Alten Marktplatz die Präsentation der 29 Scherenschnitte begann, die der Trendelburger Künstler Albert Völkl zur Gestaltung der Laternen in der Ortenberger Altstadt angefertigt hat, waren in den historischen Gassen zwischen Schelmenpforte und Obertor mehrere hundert Menschen versammelt.
Viele waren, motiviert durch den herrlichen "Ortenberger Laternenzauber" des Vorjahres, gekommen, um sich die neuen Laternenmotive anzusehen, andere hatten den Weg nach Ortenberg gefunden, um in den Tavernen und Besenwirtschaften in Höfen, Scheunen und Kellern der Altstadt einzukehren und sich zu moderaten Preisen in stimmungsvollem Ambiente von den Altstadtbewohnern bewirten zu lassen und die laue Sommernacht zu genießen.
Und genießen konnte man sie vortrefflich, denn die Stimmung war locker und die Unterhaltung bestens. Musikgruppen wie "Hilde Wummel", die auch gestern beim Altstadtfest für Furore sorgten, zogen durch die Gassen, spielten mal hier und mal dort, ein Feuerschlucker war unterwegs und viele andere Künstler mehr.
Ab und an erinnerte ein Tröten, gefolgt von Schlachtrufen und Gesängen, an die aktuellen Ereignisse der Fußball-WM und kündete von der Anwesenheit auch vieler Fußball-Fans. In der Tat waren allenthalben Menschen in Trikots oder schwarz-rot-goldenen Kappen zu sehen.
Der Höhepunkt des Abends war aber die Präsentation der 29 Laternen, die diesmal in glücklicher Voraussicht etwas anders organisiert war als im Vorjahr, als Hans Schwab eine unerwartet große Schar von rund 300 Besuchern durch die Altstadtgassen führte und ihnen die mit Scherenschnitten geschmückten Lampen zeigte. Diesmal wurden die neu hinzugekommenen Kunstwerke auf dem Alten Marktplatz vorgeführt, wo die Menschenmenge gut stehen konnte und freie Sicht auf den überdimensionalen "Gucki" auf der Bühne hatte, in den Hans Schwab Scherenschnitt für Scherenschnitt schob und dazu Erläuterungen abgab.
Die Vielfalt der Motive ist wiederum enorm. Die beiden Partnerstädte Roßla und Ortenberg/Baden sind mit Scherenschnitten ihrer Stadtwappen vertreten, der Ortsteil Eckartsborn mit einem Motiv, das an die Sage erinnert, Eckartsborn hätte der Teufel bei seiner Flucht aus dem Vogelsberg auf dem Sack verloren. An die Usenborner Andekdote, als dort im Ersten Weltkrieg ein Birsteiner Fürst als vermeintlicher französischer Spion festgesetzt worden war, erinnert eine Laterne, eine andere ist dem Kalten Markt und insbesondere den Markttrommlern gewidmet, die das Traditionsfest heute noch in alter Manier mit ihrer Musik eröffnen und schließen.
Ein Scherenschnitt ist dem Ortenberger Maler Carl Fries gewidmet, ein anderer der Entdeckung des Benediktussprudels in Selters. Der Besuch des russischen Zaren und seiner Familie bei ihren Verwandten in Ortenberg ist ebenso verewigt wie Fürst Johann-Martin zu Stolberg-Roßla, von dem eine Anekdote erzählt, dass er bei Unwohlsein die Dienste des Tierarztes Naumann in Anspruch nahm, obwohl seine Ehefrau, Dr. Hildegard zu Stolberg-Roßla, eine renommierte praktizierende Allgemeinärztin war. Den Scherenschnitt, der diese Geschichte erzählt, hat die Fürstin übrigens persönlich gesponsert.
Überhaupt wurden sämtliche Scherenschnitte von Privatpersonen oder Firmen finanziert, so dass die touristische Attraktion, für die übrigens ab sofort Führungen buchbar sind, die Stadt keinerlei Geld kostete. Auch die OVAG hat mehrere der Kunstwerke, die sich mit der Geschichte der Wasserversorgung befassen, bezahlt.
Selbstverständlich hatten die Besucher nach der Präsentation durch Hans Schwab die Gelegenheit, sich alle Scherenschnitte in den Original-Laternen zu betrachten. Es wurden Blätter ausgeteilt, mit deren Hilfe jeder für sich den Ortenberger Laternenpfad nachgehen konnte - und anschließend durfte selbstverständlich wieder in die Tavernen eingekehrt werden, denn die Sommernacht war ja noch jung!
Quelle: Stadt Ortenberg
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