08.12.2010 16:30Das Rathaus im vorpommerschen Grimmen gehört zu den Zeugnissen mittelalterlicher Backsteingotik. Dendrochronologische Untersuchungen des hölzernen Dachstuhls bestimmten das Fälldatum der ältesten Dachsparren: 1393. Somit wird mit einem Baum um 1400 ausgegangen. Die bei Ausgrabungen zutage getretenen Fundamentreste lassen darauf schließen, dass sich an der Stelle des heutigen Baus zuvor ein noch größeres Gebäude befand, welches ebenfalls einer öffentlichen und gemeinschaftlichen Nutzung gedient haben muss. Dabei handelte es sich um einen Fachwerkbau. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr das Rathaus in Grimmen viele bauliche Veränderungen. Das seit November 2004 mit einem Glockenspiel versehene Türmchen auf dem Dach ist barocken Ursprungs. Das untere Geschoss diente einst Markt- und Gerichtsgeschäften, das obere den Beratungen der Ratsherren und Versammlungen der Bürger. Die Böden unter dem hohen Giebeldach waren Lager- und Speicherräume. Zudem war auf dem Boden um 1754 ein Gefängnis eingerichtet. Am linken Pfeiler des Laubenganges befand sich von 1745 bis etwa 1945 die Schandkette. Heute hängt dort eine Nachbildung des Halseisens. Nach der Sanierung ist das Rathaus heute ein modern eingerichtetes Verwaltungsgebäude. Eine weitere Entdeckung in Grimmen ist das Mühlentor, eines der drei erhaltenen mittelalterlichen Stadttore. Der spätgotische Bau war ursprünglich wichtiger Teil der Stadtbefestigungsanlage, die um 1320 entstand. Der Name ist auf die Wassermühle (1373) zurückzuführen, die bis etwa 1830 stadtauswärts vor dem Tor stand. 1985 legte man am Mühlentor den Grundstein für einen Neubau in Form eines Wiekhauses. Es entstand ein Museumskomplex, wofür das alte Stadttor ausgebaut und mit dem Neubau verbunden worden ist. Seit der Eröffnung 1987 zum 700-jährigen Jubiläum der Stadt können sich Gäste im Heimatmuseum ein Bild von der Stadtgeschichte machen.
Weitere Informationen: www.grimmen.de
Foto: Ingo Belka