BLUE NOSES:
Swarovski Kristallwelten zeigen sich "FAMOS"

BLUE NOSES:


25.11.2010 14:01
Die Swarovski Kristallwelten sind nicht nur eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs, sondern auch ein Forum für spannende Kunst - und das seit bereits 15 Jahren: Im Rahmen des Programms „Kunst im Riesen“ verwandeln sich die Wunderkammern immer wieder in eine Bühne für neue, überraschende Ausstellungen. Nun richten sich alle Blicke auf das Duo Blue Noses. Satirische Kunst aus Russland gebannt in kristalline Wunderwerke, und das in bislang unübertroffener Dimension. Mit der Ausstellung FAMOS wurde weltbekannte Architektur in einer einzigartigen Kooperation zwischen den Künstlern Blue Noses, Swarovski und der Galerie Knoll neu interpretiert.

Foto: Swarvoski Kristallwelten/Fotowerk Aichner

Überdimensional und rebellisch
Seit der Mensch bauen kann, will er hoch hinaus. Auf diese Weise ist in der Geschichte der Menschheit bereits eine Vielzahl architektonischer Meisterwerke entstanden. Ob längst untergegangene Weltwunder wie der Koloss von Rhodos oder moderne Rekorde wie das Burdsch Chalifa – nicht selten bringt der Mensch damit am meisten sich selbst zum Staunen. Die Swarovski Kristallwelten stehen für solche Momente des Staunens. Seit November 2010 nun mit der Ausstellung FAMOS, die viel Spannung – nicht nur für Kunstinteressierte - verspricht.

Das für seinen visionären Geist bekannte Unternehmen Swarovski beschreitet ein weiteres Mal den Weg der Pionierleistung: Das russische Künstlerduo Blue Noses mit seinen berüchtigten, tiefgründig-irrwitzigen Performances und die legendäre Kristallschleifkunst von Swarovski in gestalterischer Union haben sich architektonischen Ikonen der Menschheitsgeschichte angenommen, und diese in vielerlei Hinsicht mit einem zeitgenössischen Schliff versehen.

FAMOS: Weltbekannte Architektur, kristallin und humorvoll
In dieser einzigartigen Ausstellung zeigen die Swarovski Kristallwelten im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Sicht auf weltbekannte Architektur. Die Blue Noses, zwei Künstler aus Russland, die zu den gefragtesten und gleichzeitig den vielschichtigsten Persönlichkeiten der jungen Künstlerszene gehören, haben für das Projekt FAMOS vier architektonische Meisterwerke auf die ihnen eigene, satirische Art interpretiert und in einer richtungsweisenden Zusammenarbeit mit Swarovski zum Ausdruck gebracht. Das Taj Mahal in Agra, die Cheops-Pyramide von Gizeh, das Empire State Building von New York und das Lenin Mausoleum in Moskau – sie alle wurden von Swarovski in noch nie da gewesenen Dimensionen aus Kristall nachempfunden und so zu kunstvollen Interpretationen der Originale. Erst auf den zweiten Blick, nämlich durch die Sicht von oben, offenbaren sich die hintersinnigen, humoristischen Home-Videos der Blue Noses, die sich im Inneren der gewaltigen Ausstellungsstücke befinden, und die den kristallinen Konstruktionen auf ganz spezielle Art Leben verleihen: In den Videos tummeln sich die schrägsten Protagonisten und gebärden sich mehr oder weniger ernsthaft. „Gebäude sind keine inhaltsfreien Komplexe“, sagt Andreas Braun, Geschäftsführer der Swarovski Kristallwelten. „Sie haben stets einen narrativen Kern. Der Mensch baut wie er ist. Kristall kombiniert mit den mokanten Home-Videos der Blue Noses - beide sind hervorragende, wenngleich sehr unterschiedliche Medien, um der Repräsentationsfunktion dieser Prunkbauten Gestalt zu geben.“

Auf vielfältige Weise kommt das Stilmittel des Videos hier zum Einsatz: Neben den tief im Kristallinen verborgenen Videos der Blue Noses wird das Kristalline der Ausstellung selbst zum kunstvollen Video und wird auf den schimmernden Kristallwänden im angrenzenden Raum gezeigt. Dieser war vormals Schauplatz für die Lichtspiel-Installation „Sankalpa“, kreiert von Shekhar Kapur und David Adjaye. „Sankalpa“ verstand sich als Inbegriff der Verschmelzung von Film und Architektur und auf den Kristallwänden wurden die emotional aufgeladene Szenen von Kapur’s Kurzfilm Passage gezeigt.

Monumentalität durch die Brille der Polemik
Gerade die genannte Verschränkung ungewöhnlicher medialer Ausdrucksformen macht die Ausstellung in den Kristallwelten zu einem einzigartigen Kunstgenuss, die ihren Titel zu Recht trägt. FAMOS– dieses Wort bezeichnet ruhmreiche Außergewöhnlichkeit. Das Taj Mahal, die Cheops-Pyramide, das Lenin Mausoleum und das Empire State Building sind ikonische, architektonische Meisterwerke und werden dafür bis heute bestaunt. Insofern gebührt es ihrer Monumentalität, ihnen auch kristallin ein Denkmal zu setzen, und sie mit wohlbekannten, ebenso „famosen“ Bewegtbildern zu beleben.

„In diesen Monumenten haust eine andere Art Bewohner, nämlich Trugbilder eines kollektiven Bewusstseins“ erläutern Viacheslav Mizin aus Nowosibirsk und Alexander Shaburov aus Ekaterinburg ihre Videos. Doch ist die Kunst der Blue Noses stets durch die Brille der Polemik zu betrachten. Mizin und Shaburov sind Schelme. Sie sind erfrischende Rebellen der Postmoderne. Das gesellschaftskritische Statement ihrer Kunst trägt die Maske der Clownerie, daher entbehren auch die Szenen im Inneren der Wunderwerke der Architekturgeschichte einer gewissen Ernsthaftigkeit.

So stehlen sie sowohl die Prominenz der Protagonisten, wie auch die exklusive Starqualität der architektonischen Monumente. Indem sich der Betrachter selbst über die einzigartigen kristallinen Meisterwerke erhebt und erst aus dieser Perspektive die satirischen Szenen entdeckt, darf er ein wenig Ehrfurcht verlieren: Die kristalline Pracht wird mit den augenzwinkernden Home-Videos der Blue Noses konterkariert, Größe und Wundersamkeit durch Witz relativiert. In voller Größe gibt es die Home-Videos der persiflierten Prachtbaubewohner auch neben dem Ausstellungsraum auf den Kristallwänden zu sehen, wodurch noch einmal ein interessantes Zusammenspiel zwischen Bewegtbild und den imposanten Ausstellungsstücken entsteht.

Kristall im Superlativ
Dabei sind die Ausstellungsstücke beeindruckende, funkelnde Monumente und stellen Höhepunkte der kristallinen Handwerkskunst dar: Die vier Wunderwerke aus Kristall, die ihre Vorbilder in architektonischen Kultbauten auf der ganzen Welt finden, sind die größten Kristallobjekte, die je von Swarovski gefertigt wurden. Allein die Cheops-Pyramide von Gizeh wiegt 105 kg. Im Sinne des Pioniergeists, der tief in der Unternehmensphilosophie von Swarovski wurzelt, haben sich technischen Experten von Swarovski mit diesem Projekt an ein ganz neues Format gewagt. Erfahrung und technische Präzision erlaubten es, nach beinahe drei Jahren Entwicklungszeit die außergewöhnlichen Konstruktionen aus einer Vielzahl von fein geschliffenen Einzelteilen zusammenzusetzen – beim Empire State Building beispielsweise waren es 386 Stück.

Alle Bestandteile mussten den Ansprüchen der höchsten Passgenauigkeit genügen, um die komplexe Montage zu ermöglichen. Ein Vorhaben, das nicht nur dank des umfassenden Know-Hows der Kristallexperten von Swarovski ermöglicht wurde. Es erforderte auch eine beachtliche Logistik, um das Zusammenspiel zwischen den Kristallwelten, der Entwicklung und Fertigung und natürlich den Künstlern mit ihren unkonventionellen Ideen, die das Herz der Objekte bilden, zu koordinieren.

Entstanden ist die Ausstellung auch in Zusammenarbeit mit der Galerie Knoll in Wien, welche die zweite Serie der Objekte ab 9. Dezember 2010 in Wien zeigen wird, und damit dieses großartige Projekt in den internationalen Kunstkontext setzt. Die Galerie Knoll wird dabei über mehrere Jahre hinweg, den Auftritt am internationalen Kunstmarkt sowie die professionelle kunstimmanente Auseinandersetzung mit diesen einzigartigen Werken betreuen. Meisterwerke der Schleifkunst in neuem Maßstab, spitzfindig umgedeutet von einem der bekanntesten Duos der jungen Performance-Kunstszene - FAMOS zeigt in jeder Hinsicht Kristall im Superlativ.

BLUE NOSES
Mit ihrem rebellisch-skurrilen Sinn für Ironie sorgen sie oft buchstäblich für Zündstoff in der jungen Kunstszene – dabei sind die Blue Noses Aktivisten mit konkreter, gesellschaftspolitischer Orientierung. Das Duo, bestehend aus den Kunsthochschulabsolventen Viacheslav Mizin aus Nowosibirsk und Alexander Shaburov aus Ekaterinburg gründete sich 1999: Als Gegenbewegung zum vorherrschenden Millenniumshype schloss sich eine Gruppe Künstler unter asketischen Bedingungen in einen Bunker ein und begann schon bald aus Langeweile mit der mitgebrachten Kamera zu experimentieren.

Ihren Namen leiteten die Blue Noses von zwei auf die Nasen gesetzten Mineralwasserverschlüssen ab – ein Sinnbild für ihre Kunst: Die Blue Noses neigen dazu, nichts allzu ernst zu nehmen, leugnen jedoch nicht die definitive Intention, die ihren Ausdrucksweisen zugrunde liegt. Ihr Spott richtet sich gegen jede erdenkliche Art von festgefahrenem, rigiden Strukturalismus, ob er sich nun in der sogenannten Hochkultur der zeitgenössischen Kunst oder in den Breitenphänomenen der Massen- und Popkultur oder im tatsächlichen politischen Umfeld wiederfindet. Die Blue Noses kritisieren, dass Hochkultur, gerade in ihrem Heimatland Russland, ein sich anbiederndes, sinnentleertes Lieblingskind der selbsternannten intellektuellen Elite ist, mit diesem „l’art pour l’art“-Prinzip jedoch das Massenpublikum negiert. Diesen Strukturen stellen sie demonstrative Spontaneität und Imperfektion gegenüber. Sie zelebrieren das intuitiv Schalkhafte und erheben den Streich in den Rang einer Kunstform.

Ihre Videokunst wirkt gewollt improvisiert, ihre Motive sind bewusst empörend einfach. Selbst aus der Peripherie stammend sehen es die Blue Noses als ihre Mission an, eine für alle auf den ersten Blick verständliche, unschwer interpretierbare, ja sogar für andere leicht imitierbare Kunst zu machen, und sei es mit so ungewöhnlichen Mitteln wie Feuerwerkskörpern, Lebensmitteln oder eigenen Körperflüssigkeiten. Denn gerade darin liegt die künstlerische Aussage der beiden eigenwilligen Figuren: Mit ihren überdeutlichen, gleichzeitig humorvollen Botschaften, entlarven sie ihre Zeitgenossen auf deren Suche nach Idealen und Konstanten gnadenlos. Sucht nicht nach dem Ideellen, lautet die Botschaft, sondern besinnt Euch auf das, was ihr real habt. Beeinflusst werden Mizin und Shaburov immer wieder von dem gesellschaftlichen System Russlands, in dem wie in kaum einem anderen Land die Diskrepanzen zwischen Jung und Alt, zwischen High Society Aspiranten und dem Leben unterhalb der Armutsgrenze deutlich zu Tage treten. Die höhnische Gesellschaftskritik ist Leitmotiv in den Arbeiten der Blue Noses, deren Interpretation und Aussage jedoch nicht russlandspezifisch, sondern - im Gegenteil - international zu verstehen sind.

Dieser Tatsache ist auch der weltweite kometenhafte Aufstieg des Duos zu verdanken. Seit 1999 wurden ihre Foto- und Videoarbeiten in den renommiertesten Galerien und auf Kunstmessen gezeigt, darunter die FIAC, die Biennale, die Tate Modern in London und mehrfache Ausstellungen in der M. Guelman Galerie in Moskau. Überall auf der Welt, von New York über Wien bis Tel Aviv und Peking werden ihre Werke verkauft. Im Rahmen des Winterfestivals „Russland zu Gast im Riesen“ 2006/2007 haben die Blue Noses ihre Arbeiten bereits schon einmal mit großem Erfolg in den Swarovski Kristallwelten präsentiert.

Die Ausstellung FAMOS entstand und wird präsentiert in Kooperation mit der Galerie Knoll, Wien.
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