Stadt Mönchengladbach Historisches Spiel um Jan van Werth11.08.2010 12:38 Stadtschützenfest 2010: Silber sucht einen Erben
pmg. Jan van Werth reitet für Mönchengladbach. Und eine Fürstenhochzeit gibt es auch. Beim Stadtschützenfest am 5. September bringen wieder 2500 Schützen und Musikanten Glanz und Gloria in die Altstadt. Sie bilden den edlen Rahmen für ein königliches Lustspiel: Als spätjugendlicher Bräutigam tritt Michael Schroeren in Erscheinung. Der Landtagsabgeordnete, der sich im Schützenauftrag bereits als Napoleon und "alter Fritz" übte, probt derzeit in seinem Düsseldorfer Büro für die Rolle des hochwohlgeborenen Barons und Odenkirchener Burggrafen Winand Hieronymus Raitz von Frentz, der mit der Tochter Jan van Werths (Lambertina) verheiratet war: Ein reicher, einflussreicher Mann, zudem auch noch Schützenkönig!
Die von ihm als König der Marianischen Schützenbruderschaft zu Odenkirchen anno Domini 1663 gestiftete Silberplatte ist glänzend erhalten geblieben und wird im Museum Schloss Rheydt verwahrt. Zum Stadtschützenfest in Gladbach wird sie zur Schau gestellt. Ob Michael Schroeren das historische, dreieinhalb Jahrhunderte alte Kleinod anlegen darf, wird derzeit noch geprüft. Gezeigt werden soll das Silber aber in jedem Fall - ab kommenden Freitag, 13. August, im Foyer der
Stadtsparkasse am Bismarckplatz.
Dieses Königssilber und sein Schicksal nämlich sind Anlass für den "Ausflug in die Stadtgeschichte", den der gastgebende Bruderrat diesmal zum Stadtschützenfest inszeniert. Erinnert wird an die Zeit Jan van Werths, der im Dreißigjährigen Krieg vom Büttgener Bauernjungen zum kaiserlichen General aufstieg und vom Kölner Kurfürsten und Erzbischof mit "Burg und Herrschaft Odenkirchen" belehnt wurde. Ob Jan van Werth mit seinem Schwiegersohn zufrieden war, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass die Hochzeit 1642 stattfand und - so darf man annehmen - ein großes gesellschaftliches Ereignis und Gepränge war! Das wollen die Schützen am alten Markt nachstellen und sind sicher, dass der Gladbacher TV-Sender CityVision dabei ähnlich schöne Bilder produzieren kann wie jüngst das schwedische Fernsehen bei Viktorias Traumhochzeit.
So werden am Sonntag, 5. September, zur nachmittäglichen Stunde zwei Reiter-Paare, angeführt von Oberbürgermeister Norbert Bude als Vorreiter und Stadtführer, zu sehen und zu beklatschen sein. Den stolzen Brautvater Jan van Werth gibt Lothar Erbers. (Als Vater zweier wohl geratener Söhne im heiratsfähigen Alter kann er die Rolle des Hochzeitbegleiters hier bereits unverbindlich einüben.). Als optische Stütze an seiner Seite: Ihre Lieblichkeit, Ex-OB Monika Bartsch. Gabi Teufel strahlt als glückliche Braut und Freifrau Lambertina. Drumherum gruppieren sich auf Pferd und in Wagen andere Gladbacher Promis, die entweder Musketier-Kluft tragen, sich als Vogt, Gerichtsschreiber und Kaufleute zeigen, die Vorstellung von einer adligen Festgesellschaft lebendig werden lassen oder historische Schützen darstellen.
Zur buntgemischten und -kostümierten Feiergemeinde mit wallendem Fremdhaar und echtem Säbel gehören Friedhelm Kirchhartz und Rainer Hellekes (von der NVV) ebenso wie Gert Kartheuser (First Reisebüro) und Professor Gunter Konrad, Borussia-Geschäftsführer Stephan Schippers und Rechtsanwalt Peter Backes. Sie alle vereint die Freude am Verkleiden, die Liebe zum Brauchtum und das Bewusstsein, dass bei allem Spaß auch geschichtliches Wissen vermittelt und Tradition gestärkt wird.
Das ist vor allem dem Bruderrat wichtig, der zum Stadtschützenfest gleich zwei historische Ereignisse würdigen will. Erstens: Die romantische Geschichte von Jan van Werths Schwiegersohn und seiner Lambertina. Diese wird - zweitens - verknüpft mit dem (zeitlich späteren) Königsschuss des Jahres 1663. Auf der Rückseite der gut erhaltenen Silberplatte mit stolzem Wappen ist in lateinischer Inschrift der hohe Rang ihres Stifters vermerkt: "Der sehr verehrte und edle Herr Wienand Hieronymus Baron von Frentz in Schlenderhahn, Herr zu Crombach, Kellenberg, Kleinenbroich, Odenkirchen, Kammerherr des durchlauchten Fürsten zu Neuerburg, Statthalter von Bergheim, errang beim Vogelschuss die Palme und die Auszeichnung und den Lorbeer der Königswürde. Im Jahre 1663 am 24. Mai."
Das Silberschild mit dem Wappen der Adelsfamilie - jüngst vorgestellt im wissenschaftlichen Werk von Britta Spies "Schützen, Glanz und Gloria" - hat die Jahrhunderte überdauert, wurde über die Kriegszeiten gerettet und gehört, mit den übrigen Platten des prächtigen Königssilbers, wohl zum wertvollsten Silberschatz aller Bruderschaften im Gladbacher Land! Doch während die meisten der übrigen, oft ebenso schönen, Königsketten als Schmuck amtierender Schützenmajestäten getragen werden, wartet das Silber von König Hieronymus noch auf einen Erben. Denn die altehrwürdige Bruderschaft ruht seit langen, langen Jahren und noch hat sich niemand gefunden, der Manns genug wäre, das Erbe anzutreten. Und der auch der Pfarre und der Gemeinde würdig erschiene, das Silber als Kleinod einer neu zu gründenden Schützengemeinschaft zu übernehmen. Somit stellt Gladbachs Schützenchef Horst Thoren sich und den Seinen zum Stadtschützenfest die Frage: "Wer wird Erbe von König Hieronymus?" |