Passend: Urlaub in Jülich (Deutschland)

Jülich, Pasqualini und das Pentagon
Führung durch Stadt und Schloss am 6. Juni

04.06.2010 18:03
Jülich. Es wird wieder marschiert in Jülich: Stets am 1. Sonntag eines
Monats ist der Förderverein Festung Zitadelle GaSt-Geber und führt
zweieinhalb Stunden in und durch die Historie der Festungsstadt. Diesmal ist
es ein gemeinsames Angebot mit der Volkshochschule, das Interessierte am
Sonntag, 6. Juni, eine Schloss- und Stadtführung erleben lässt. Abmarsch ist
um 11 Uhr an der Pasqualini-Brücke, Schlossplatz.

Jülich bietet die Chance eine "italienische" Planstadt im Rheinland zu
erkunden und dabei sogar italienisch-römische Renaissance-Architektur im
Original erleben. Ohne Erläuterung ist dies jedoch schwierig: Selbst die
weit überregional bekannte Zitadelle will als einstige herzogliche Residenz
fachkundig erklärt werden - dies übernimmt Conrad Doose, ein Kenner der
Jülicher Geschichte, der auch das "Jülicher Pentagon", für die nach 1945
wieder aufgebaute Pasqualinische Altstadt, fundierte Erläuterungen parat
hält.

Die Jülicher Altstadt ist heute ihrem Vorbild aus dem 16. Jahrhundert
ähnlicher als vor dem Krieg. Wohl niemand vermutet hier Renaissanceformen.
Sie kennzeichnen jedoch ihr gesamtes Erscheinungsbild. Eine neu zu
erfahrende Rolle spielt dabei der einst am Reißbrett konstruierte
Idealstadt-Grundriss. Er repräsentiert italienische Befestigungstechnik -
die modernste der frühen Neuzeit. In der mächtigen Zitadelle, in der
ungestört Fledermäuse überwintern, in und auf der St.-Johannes-Bastion sind
Wehrgänge, Kasematten, ein Kanonenhof und ein "Horchgang" zu besichtigen.
Hier erschließt sich auch die 450 Jahre alte "weiche" Struktur der Wälle,
die 1944 nicht einmal Luftminen sprengen konnten.

Der ehemalige Jülicher Residenzpalast, der einzigartige "Palazzo in
fortezza," gewinnt selbst in den Resten des Schlosses wieder Gestalt - mit
der Vision der Hofarkaden, im originalen Schlosskeller, in der
repräsentativen Ostfassade und in der kunsthistorisch einzigartigen
Schlosskapelle. Hier ist Hochrenaissance-Architektur zu erleben, denn die
Formensprache der Bauhütte von St. Peter in Rom kannte der Bologneser
Festungsbaumeister und Architekt Alessandro Pasqualini. Hier offenbart er
sich als Raffaels wohl begabtester Schüler - ein Meister der optischen
Täuschung, und mit nur in Jülich erhaltenen Architekturmotiven
klassisch-römischer Prägung.
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