Museum für Angewandte Kunst Nikolaus Heidelbach und Norman Junge: Ungeheuer01.03.2010 10:57 17. April bis 4. Juli 2010
Im Werk der beiden in Köln lebenden Kinderbuchillustratoren und Bilderbuchautoren Norman Junge und Nikolaus Heidelbach wimmelt es, wie in mancher kindlichen Vorstellungswelt, von fantasie- und alptraumgeborenen Ungeheuern. Sie sind meist freundlich, manchmal genußsüchtig und verspielt, bisweilen aber auch boshaft und kinderfressend. Sie sehen aus, wie man sich seit Hieronymus Bosch Monster allgemein vorstellt, erscheinen aber auch als heimtückische Erwachsene, sadistische Kinder oder hinterhältig dreinblickende Tiere, sie wohnen in Schubladen, hinter der Tapete oder entsteigen dem Frühstücksei. Wie nur bei wenigen zeitgenössischen Zeichnern entfaltet sich im Werk beider Künstler darüber hinaus ein überreicher, sinnlich-bildhafter Kosmos, in dem spielerische Fantasie, ironischer Kommentar und subversive Fiktion zu einem fröhlichen, manchmal aber auch befremdlichen Ganzen verschmelzen können.
Norman Junge (geb.1938) und Nikolaus Heidelbach (geb.1955), beide für ihr Werk mit angesehenen Preisen vielfach ausgezeichnet, haben als Künstler je eine sehr eigene charakteristische Bildsprache entwickelt. Norman Junge bewegt sich mit traumwandlerischem Einfalls- und Erfindungsreichtum in den ironisch-surrealen Welten des Dichters Ernst Jandl („Ottos Mops“) und steigt in ihnen „Immer höher“; er illustriert die subversiv-hintergründigen Dichtungen von Ringelnatz („Geheimes Kinder-Spiel-Buch“) und ersinnt mitreißende Bilder für Morgensterns Gedichte („Der Schnupfen“, „Das große Lalula“). Dialogisch werden seinen Werken die Arbeiten von Nikolaus Heidelbach gegenübergestellt, dessen anarchische und latent bedrohliche – und bedrohte – Kinder sich ebenso traumwandlerisch in einer Welt voller Wunder, Monster, (Un-) Geister und ungelöster Rätsel bewegen. Heidelbachs fast altmeisterliche, fantastische Bildfindungen zu den klassischen Märchen der Gebrüder Grimm oder von Hans Christian Andersen sind eindrucksvolle Meisterwerke der Illustration, die sich der traditionsreichen Geschichte dieser anspruchsvollen Kunst absolut ebenbürtig eingliedern.
Die Ausstellung bemüht sich um sinnfällige Vermittlung des Zusammenhanges von Text und Bild, vor allem aber auch der Bildfolgen als solcher. Eltern und Jugendlichen wird die Gelegenheit geboten, selbst die Faszination des künstlerisch illustrierten Kinderbuches zu erleben. Sie können – im Vergleich mit den Originalbildern, aber auch in gemütlichen Leseecken – die Bücher der Künstler – teilweise seit langem vergriffen – betrachten. Die wichtigsten und schönsten Skulpturen von Norman Junge zeigen, wie die zweidimensionale Fantasie in die dritte Dimension eintritt; in den Filmen nach seinen Vorlagen und Büchern lernen die Bilder auf überraschende Weise laufen. Die groß angelegte Ausstellung wird etwa 500 originale Skizzen, Entwürfe und Zeichnungen zeigen; dazu Bücher und Filme.
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