21.01.2010 14:43Die lange Kurtradition Mecklenburg-Vorpommerns dokumentieren noch heute die mondänen Ostseebäder mit ihren Villen und Seebrücken, Parks und Promenaden. Gewissermaßen erster Kurgast des Landes war Herzog Friedrich Franz I., der auf Anraten seines Arztes 1793 in Heiligendamm in der Ostsee badete und hier das erste deutsche Seebad gründete. Seither schreibt Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich europäische Bädergeschichte. Der »Weißen Stadt am Meer« folgten bald das nicht minder glanzvolle Putbus auf Rügen und die „Drei Kaiserbäder“ auf der Insel Usedom, der „Badewanne der Berliner“, die sich noch heute der Wellness verschrieben hat.
Noch heute genießen Gäste im historischen Badehaus Goor oder in den Heiligendammer Villen viele gesunde Anwendungen. Im ganzen Land erwarten zwei Heilbäder, sieben Seeheilbäder, 24 Seebäder, ein Kneipp-Kurort sowie vier Luftkurorte und 21 Erholungsorte ihre Kurgäste. Sie alle erfüllen die Kriterien des strengen Kurortgesetzes von Mecklenburg-Vorpommern. Zu diesen gehören beispielsweise beste Umweltwerte, eine ausgezeichnete Infrastruktur, attraktive Freizeit- und Sporteinrichtungen, moderne Kurmittelhäuser, Reha-Kliniken, Vorsorgezentren mit hochwertigen Therapieangeboten und erfahrenes Fachpersonal. Das staatlich zuerkannte Prädikat müssen sich die Kommunen hart erarbeiten. Und zwar immer wieder. Denn ein Gremium aus Fachleuten von Ministerien, Rentenversicherern, Krankenkassen, Tourismusverbänden und anderen Einrichtungen prüft regelmäßig die Einhaltung der Qualitätsstandards. Weitere Orte streben ein Prädikat an und mehrere bereits mit einem Titel versehene Gemeinden wollen die Voraussetzungen für eine höhere Einstufung schaffen. Voraussetzungen für eine Anerkennung ist, dass der Ort über bestimmte Gesundheitseinrichtungen, natürliche Heilmittel und anerkannte Heilverfahren, über ein gutes Informationsangebot für die Gäste und über eine ausgezeichnete Infrastruktur verfügt. Außerdem müssen sie strenge Anforderungen an die Luft- und Wasserqualität, an das Klima und den Umweltschutz erfüllen.
Übrigens ging mit der Entwicklung der Seebäder auch die Erfindung des Strandkorbes einher, dessen erstes Modell 1883 im Ostseebad Warnemünde entstand. Der Rostocker Korbmacher Wilhelm Bartelmann hatte ihn als Auftragswerk für Elfriede von Maltzahn gefertigt. Trotz ihres Rheumaleidens wollte sie sich das gesunde Reizklima an der Ostsee nicht entgehen lassen. Aus Weiden und Rohr fertigte Bartelmann einen Einsitzer, in dem es sich die adelige Dame alsbald am Strand des Ostseebades Warnemünde gemütlich machte. Anfangs verspottet, belieferte Bartelmann bald viele Seebäder von der Nordsee bis Ostpreußen. In großen Stückzahlen fertigte er, inzwischen Hof-Korbmachermeister, die Strandmöbel in seiner Rostocker Werkstatt und begründete damit die Strandkorbindustrie. Heute werden sie beispielsweise in der Heringsdorfer Strandkorbfabrik auf der Insel Usedom hergestellt. Zu finden sind die gestreiften Zweisitzer nicht nur an den Stränden von Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch in den Alpen und in Übersee.
Foto: Schneeweiße Bäderarchitektur in Seelin auf der Insel Rügen; TMV/Messerschmidt