Von Schutzmännern, Mördern und Halunken Kriminalistische Spurensuche durch Wilhelmshaven19.01.2010 14:47 Unter diesem Titel bietet die Wilhelmshaven Touristik & Freizeit GmbH (WTF) eine Themenführung an, bei der sich die Teilnehmer per Fahrrad auf kriminalistische Spurensuche durch Wilhelmshaven begeben. Eine Reise durch die über 100-jährige Wilhelmshavener Polizei- und Justizgeschichte beginnt. Der Startschuss für die Saison fällt meist im April, bis in den Oktober hinein werden Termine angeboten.
Am Küstenmuseum in der Weserstraße beginnt die zweistündige Tour durch die Stadt. Die Gäste werden auf einen Exkurs durch die Anfänge der Wilhelmshavener Justizgeschichte mitgenommen. An historischen Karten wird anschaulich gemacht, wie das Gebiet der heutigen Stadt entstanden ist und welche Auswirkungen Hafen- und Werftbau auf die Entwicklung einer örtlichen Polizei hatte. Die vielen Saison- und Wanderarbeiter, die die preußische Lohngarantie aus dem oldenburgisch-ostfriesischen Umland und den preußischen Ostgebieten an die Jade lockte, erforderten eine verbesserte polizeiliche Aufsicht, da Messerstechereien und Schlägereien an der Tagesordnung waren.
Mit dem Rad geht es dann zu unterschiedlichen Schauplätzen quer durch die Stadt. Immer wieder werden Stopps eingelegt, bei denen die Teilnehmer spannende Geschichten und Details über Schauplätze mit krimineller Vergangenheit erfahren. So wird unter anderem der Tatort eines Raubmordes in der Werftstraße angesteuert. Eine Geschäftsfrau wurde hier im Jahr 1984 überfallen und ermordet. Der Täter, der Fingerabdrücke auf einer Geldkassette hinterließ, entkam mit 100 DM Beute. Erst zwei Jahre später konnte der Täter gefasst werden. Bei einem Autodiebstahl wurde er gefasst und seine Fingerabdrücke konnten denen vom Wilhelmshavener Tatort zugeordnet werden.
Aber nicht nur Schauermärchen wie diese werden während der Tour erzählt.
Zitate aus den sogenannten Tagesbefehlen aus den 20er Jahren gewähren einen Blick hinter die Kulissen der damaligen Polizeiarbeit und sorgen sicherlich für den einen oder anderen heiteren Moment.
Ein ganz besonderes Highlight dieser thematischen Führung ist der Besuch des Museumsbunkers in der Justizvollzugsanstalt. Hier wird anschaulich dargestellt, wie die Zellen der Häftlinge bis in die 50er Jahre ausgesehen haben, welche Uniformen die Beamten trugen und zu welchem Ideenreichtum ein Aufenthalt hinter Gittern führen kann. Selbstgebastelte Werke wie eine Tätowiermaschine, ein Tauchsieder und ein Kartenset sind nur einige Belege hierfür. Dass sich aber die kriminelle Energie hinter Gittern nicht bei jedem Häftling gelegt hat, bezeugt ein täuschend echter Nachbau einer Pistole mit Halfter aus Pappe. Ein sicherlich wirkungsvoller Totschläger, eine Drahtschlinge und nachgemachte Schlüssel sind ebenfalls Zeugen für den Freiheitsdrang vieler Häftlinge.
Der Rückweg führt die Gruppe wieder in Richtung Innenstadt, vorbei an einem ehemaligen Hotel, in dem das Besitzerehepaar im Jahr 1997 Opfer eines brutalen Mordes wurde, zum Amtsgericht wo die Tour endet.
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