14.01.2010 10:57Nach vier Jahren Pause ist es am 31. Jänner 2010 wieder so weit: in Fiss wird der Bloch durch’s Dorf gezogen. Das Blochziehen ist einer der ältesten und traditionsreichsten Tiroler Fasnachtsbräuche. 250 Fisser Männer nehmen aktiv an der Veranstaltung teil. Die Hauptfigur wird dieses Mal der Bajatzl sein.
Wie alle Hauptfeste der Urzeitmenschen fällt auch das Blochziehen in das anbrechende Frühjahr: schließlich geht es darum die guten Götter der Sonne und der Fruchtbarkeit gehen die bösen Dämonen des Winters zu stärken. Bereits seit April 2009 steckt das Fasnachtskomitee in den Vorbereitungen. Aus 18 Mitgliedern wurde Christian Kofler als Obmann gewählt. Gemeinsam wurden bereits die Rollen verteilt. Wer wäre ein guter Bajatzl, wer eignet sich als Bär oder wer ist ein guter Schwoaftuifl? Alle Fisser Männer sind eingeladen, aktiv an dem Brauch mitzuwirken. Die Frauen sind, wie in allen Fasnachtsbräuchen, von der Teilnahme ausgeschlossen. Unersetzbar sind sie aber in den Vorbereitungen. Das Nähen der Kostüme, die Renovierung der Masken oder auch das Verpassen der perfekten Frisur übernehmen dann doch oft die Fisser Damen.
Prominente politische Gäste
Gut zwei Wochen vor der Veranstaltung luden rund 25 Vertreter des Fisser Blochbaum Vereins den Tiroler Landeshauptmann sowie Vertreter der Landesregierung und Innsbrucks Bürgermeisterin Hilde Zach persönlich nach Fiss ein. Voll kostümiert suchten Bajatzl, Fuhrmann, Schwoaftuifl, Hexen und Miasmann die Räumlichkeiten der Tiroler Landesregierung beziehungsweise das Büro der Innsbrucker Bürgermeisterin Hilde Zach heim und erfreuten sich bei den ranghohen heimischen Politikern höchster Beliebtheit.
Der Bloch
3 Monate vor dem Hauptereignis wurde dann am 31.10. der Bloch, ein ca. 30 Meter langer Zirbenbaum, aus dem Fisser Wald geholt. Im Dorf wird der Baum dann auf Holzblöcken gelagert, „aufgeantert“, wie man in Fiss sagt. Erst zwei Tage vor dem Blochziehen kommt der Bloch auf zwei bis drei Schlitten, wird geschmückt und dann zwei Tage und zwei Nächte bewacht, um ihn vor nachbarschaftlichen Streichen zu schützen. Das abgeschnittene Ende des Baumes zeigt nach vorn und wird wie ein Vollmondgesicht bemalt. Über dem Stamm auf dem ersten Schlitten wird eine Hexhenhütte gebaut, in der zwei Hexen Platz finden.
Die Hauptrollen
2010 ist der Bajatzl die Leitfigur des Blochziehens. Er ist ein sehr flinker und wendiger Bursche, der sich oft auch von Dach zu Dach fortbewegt und immer zu Späßen aufgelegt ist. Der Bajatzl symbolisiert das Gute, Lustige und Heitere im Leben. Wer in die Rolle schlüpft, ist streng geheim. Keiner der Teilnehmer darf verraten, wen er verkörpert. Das Geheimnis, wer hinter den Figuren steckt, wird erst am Abend des Blochziehens beim „Betläuten“ um 18.00 Uhr gelüftet. Aber so viel verrät der Bajatzl schon: "Es ist natürlich eine besondere Ehre, die Leitfigur zu verkörpern. Ich bin schon zum 4. Mal beim Blochziehen dabei, aber dieses Mal wird es natürlich ein einmaliges Erlebnis werden!" Er trainiert auch schon fleißig, denn von Dach zu Dach zu hüpfen kann nicht ungefährlich sein, auch wenn der Darsteller sehr wendig und gelenkig ist.
Der Fuhrmann ist für den reibungslosen Ablauf des Blochziehens verantwortlich. Er geht an der Spitze des Umzugs und erteilt die Kommandos, wer den Baum wann zieht. Der Fuhrmann war auch maßgeblich beim Fällen des Blochs involviert, schließlich ist er von Anfang bis zum Ende für den Baum verantwortlich.
Am Ende des Baumes geht der Schwoaftuifl, verkörpert von einem großen, schlanken Burschen. Er will, gemeinsam mit den Hexen, das Fortkommen des Baumes verhindern. Ausgestattet mit seiner großen, geschmiedeten Gabel und einer Holzkelle schlägt er im Takt auf den Baum, versucht diesen mit einem Seil zu stoppen und lässt sich andere hinterlistige Tricks einfallen.
Eine weitere wesentliche Figur ist der Giggeler, der die Fruchtbarkeit verkörpert. Er darf nur von einem unverheirateten Mann dargestellt werden. Ab und zu belästigt er auch eine Hexe oder flirtet mit der Dorfschönheit.
Bärentreiber, Jäger und Mohrelen fangen den Bären und den Miasmann („Moosmann“) ein und spannen sie vor den Bloch. Die Braxer lenken den Baum durch die engen Gassen und sind unmittelbar dem Fuhrmann unterstellt.
Neben den oben erwähnten Hauptrollen gibt es noch eine Vielzahl anderer Figuren, die aus dem dörflichen Leben genommen sind. Insgesamt sind 250 Männer aktiv ins Geschehen involviert, inklusive der Sicherheitskräfte und Musikkapelle. Das Blochziehen lässt in Fiss keinen kalt und die positive Stimmung überträgt sich im Nu auch auf jeden Besucher.
Foto: Andreas Kirschner