Centrum für Reisemedizin zum Weltdiabetestag: Reisen mit Diabetes besser vorbereiten - Checkliste gibt wichtige Tipps11.11.2009 09:58 Eine Reise kann positiven Einfluss auf die Entwicklung einer chronischen Erkrankung wie Diabetes haben. Darauf weist das CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf, anlässlich des Weltdiabetestages am kommenden Samstag, dem 14. November hin. So kann eine aktivere Gestaltung des Tagesablaufs während eines Urlaubs beispielsweise durch Schwimmen, Wandern oder Skifahren den Insulinbedarf verringern. Allerdings sollten Diabetiker ihre Reisen sorgfältig vorbereiten und gut über die möglichen Einflussfaktoren informiert sein. "Optimal ist es, wenn sie sich von einem reisemedizinisch fortgebildeten Arzt beraten lassen. Schon ein Reisedurchfall, der von gesunden Menschen leicht weggesteckt wird, kann für Diabetiker gefährlich werden, wenn er nicht die richtigen Maßnahmen ergreift", erklärt PD Dr. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM. Denn der mit Durchfall verbundene hohe Flüssigkeitsverlust führt dazu, dass der Wasser- und Mineralstoffwechsel schneller entgleist als bei Gesunden. Daher sollten Diabetiker schon bei einer leichten Magenverstimmung vorsorglich viel mit Zucker gesüßten schwarzen Tee trinken und leicht verdauliche Kohlenhydrate essen.
"Selbst Flugreisen, die eine Zeitverschiebung zur Folge haben, sind für Diabetiker kein Problem, wenn sie gut über die Anpassung ihrer Insulindosis Bescheid wissen" sagt Reisemediziner Jelinek. Weil die Tage bei Flügen nach Westen länger werden, steigt der Insulinbedarf und sinkt entsprechend bei Flügen nach Osten. Um bei der Einreise in manche Länder der Welt, insbesondere in Asien, keine Probleme zu bekommen, empfiehlt es sich ein ärztliches Attest mitzunehmen, das den persönlichen Bedarf der Medikamente dokumentiert.
Das Centrum für Reisemedizin hat anlässlich des Weltdiabetikertages auf seiner Internetseite www.crm.de/aktionen eine Checkliste mit Hinweisen zur Reisevorbereitung für Diabetiker veröffentlicht.
Die zum Download bereitgestellte Checkliste enthält folgende Informationen:
Mit (insulinpflichtigem) Diabetes auf Reisen
Diabetiker müssen etwas mehr Aufwand in die Reisevorbereitungen investieren. Wir helfen Ihnen:
- Besorgen Sie genug Insulin und Testutensilien, am besten die 2 - 3fache Menge von dem, was Sie während der Urlaubszeit normalerweise verbrauchen würden. Falls Sie zusätzlich (oder auch nur) Tabletten gegen den Diabetes einnehmen, denken Sie auch dabei an einen ausreichenden Vorrat. Grundsätzlich sollten Medikamente, Spritzen und Testmaterialien auf Hand- und Reisegepäck verteilt werden. Lassen Sie sich ein Privatrezept zur evtl. notwendigen Ersatzbeschaffung im Zielland ausstellen.
- Denken Sie an Ersatzbatterien für das Blutzuckermessgerät! Bei Reisen in heißes oder kaltes Klima kann es zu Fehlmessungen kommen: Bei hohen Temperaturen sind zu hohe Blutzucker-Messwerte, bei niedrigen Temperaturen (< 14 °C) zu niedrige Blutzucker-Messwerte möglich. Unter 0 °C ist keine Messung möglich. Wärmen Sie Ihr Messgerät in der Kleidung!
- Einwegspritzen oder Nadeln für die Insulinpumpe nicht vergessen! Auch wenn Sie eine Pumpe tragen, Einwegspritzen und Insulinampullen mitnehmen - die Pumpe könnte ausfallen. Zubehör und Batterien für die Insulinpumpe nicht vergessen!
- Nehmen Sie Traubenzucker, Müsliriegel und evtl. eine Glukagonspritze für den Fall einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) mit!
- Denken Sie an Verbandmaterial und Desinfektionsmittel für kleine Wunden!
- Lassen Sie sich neben den üblichen Reiseimpfungen auch gegen Grippe (Influenza), Schweinegrippe und Pneumokokken impfen! Diese Bakterien lösen besonders bei Menschen mit chronischen Grundleiden schwere Infektionen aus, vor allem Lungenentzündungen. Ggf. ist wegen möglicher Behandlung im Gastland eine Hepatitis-B-Impfung sinnvoll.
- Wenn Sie in ein Malariagebiet reisen, besprechen Sie mit Ihrem Arzt Wechselwirkungen zwischen Ihren Medikamenten und den Malariamitteln.
- Steht ein Langstreckenflug oder ein Aufenthalt in großen Höhen bevor, sollte zuvor eine augenärztliche Kontrolle erfolgen.
- Lassen Sie sich vom Arzt bescheinigen, dass Sie Diabetiker sind und Insulin, Einwegspritzen und Testmaterialien benötigen; am besten auf einem mehrsprachigen Formular. Das erspart Ihnen Ärger beim Zoll.
- Informieren Sie sich schon vor der Reise, an wen Sie sich am Urlaubsort wenden können, wenn Sie ärztliche Hilfe brauchen.
- Besorgen Sie sich einen internationalen Diabetiker-Notfallausweis, evtl. auch einen SOS-Talisman.
- Denken Sie an eine Reisekrankenversicherung, die diabetische Notfälle einschließt.
Das sollten Sie bei einer Flugreise beachten
- Besprechen Sie den Reiseablauf und die Therapieplanung möglichst 4-6 Wochen vor der Reise mit Ihrem Arzt.
- Traubenzucker und Glukagonspritze sollten Sie neben Insulin und Testmaterial im Handgepäck mitnehmen!
- Informieren Sie die Flugbegleiter, dass Sie Diabetiker sind und wo sich Ihre Medikamente befinden. Klären Sie die Essenszeiten und ob Sie diese auf jeden Fall wahrnehmen wollen. Sie werden sonst vom Kabinenpersonal nicht geweckt.
- Erklären Sie ihrem Sitznachbarn, welche Symptome auf eine Unterzuckerung hinweisen können, damit er im Notfall den Flugbegleitern Bescheid geben kann.
- Bei Zeitverschiebungen müssen Sie die Insulindosis individuell anpassen.
- Messen Sie während der Flugreise mindestens alle drei Stunden den Blutzucker und korrigieren Sie falls nötig mit Normalinsulin oder Obst bzw. Müsliriegel. Dabei sollten Sie lieber etwas höheren Blutzuckerspiegel in Kauf nehmen, als eine Unterzuckerung zu riskieren. Besonders wichtig: die Blutzuckerkontrolle am Abend, da der Blutzucker nachts leicht abfällt.
- Bei Tablettentherapie erfolgt die Einnahme nach der Ankunft direkt zur gewohnten Ortszeit. Bei sehr langen Flügen (mehr als 6-8 Stunden) nach Westen wird abhängig vom Blutzucker (messen!) nach etwa halber Flugzeit ½ - 1 Tablette zusätzlich eingenommen.
- Trinken Sie reichlich während des Fluges!
So stellen Sie die Insulinbehandlung bei Zeitverschiebung um
- Bei Flügen nach Westen steigt der Tages-Insulinbedarf für jede Stunde Zeitverschiebung um ein Zwölftel. Wenn Sie also von Frankfurt nach Chicago reisen - Zeitdifferenz: sieben Stunden -, spritzen Sie den Mehrbedarf von sieben Zwölfteln Ihrer normalen Dosis Verzögerungsinsulin zur ersten Hauptmahlzeit. Anschließend setzen Sie die Behandlung mit der neuen Ortszeit wie gewohnt fort.
- Bei Flügen nach Osten sinkt der Insulinbedarf für jede Stunde Zeitverschiebung um ein Zwölftel. Wenn Sie zum Beispiel von München nach Jakarta reisen - Zeitdifferenz: sechs Stunden -, benötigen Sie bei der ersten Hauptmahlzeit nur die halbe normale Dosis Verzögerungsinsulin (sechs Zwölftel weniger als gewohnt). Anschließend setzen Sie die Behandlung nach der neuen Ortszeit fort.
- Kontrollieren Sie während des Fluges mindestens alle drei Stunden Ihren Blutzucker und gleichen Sie Blutzuckersteigerungen mit kurz wirksamem Insulin aus. Dabei sollten Sie während der Reise lieber einen etwas höheren Blutzucker anstreben.
- Neuerdings wird auch empfohlen, für die Flugdauer das Verzögerungsinsulin wegzulassen und unter regelmäßiger Blutzuckerkontrolle nur mit kurz wirksamem Insulin zu arbeiten. Am Ankunftsort und dann sofort zur gewohnten Ortszeit wie daheim verfahren. Unabhängig davon, welche Methode Sie anwenden möchten, gilt beim Fliegen in jedem Fall: Erst dann Insulin spritzen, wenn die Mahlzeit auch wirklich vor Ihnen steht! Bei Turbulenzen wird die Essenverteilung nämlich möglicherweise eingestellt.
- Besonders wichtig: Bestimmen Sie den Blutzucker am ersten Abend vor dem Schlafengehen - die größte Gefahr einer Unterzuckerung besteht nicht während des Fluges, sondern in der folgenden Nacht.
Das sollten Sie während der Reise beachten
- Für den Fall, dass Sie Ihr Insulin im Urlaub verlieren, sollten Sie Herkunft und Zusammensetzung kennen: Bei Misch-Insulin sollten Sie sich den Anteil an schnell wirksamem Insulin (Normal- oder Altinsulin) und verzögert wirksamem Depot-Insulin notieren. So können Sie im Notfall im Ausland Ersatz besorgen.
- Bei Insulin und Glukagon ist die richtige Lagerung wichtig, damit es seine Wirksamkeit nicht verliert. Es verträgt weder Gefriertemperaturen noch langfristig Hitze über 40 ºC. In heißen Ländern sollten Sie das Insulin im Kühlschrank oder der Minibar aufbewahren, aber darauf achten, dass es nicht mit der Kühleinheit in Berührung kommt. Denken Sie daran, es bei der Abreise wieder mitzunehmen!
- Führen Sie Blutzuckermessgerät, Insulin und Zubehör immer in einer bruchsicheren Schachtel mit! Das gilt insbesondere bei Wanderungen, im Gebirge, auf Segeltörns oder in anderen Situationen, in denen es passieren kann, dass Sie wetterbedingt nicht wie geplant zur Unterkunft zurückkehren können.
- Durchfall und Erbrechen sind für Diabetiker besonders gefährlich, weil der Wasser- und Mineralstoffwechsel schneller entgleist als bei Gesunden. Außerdem können Sie sich nicht darauf verlassen, dass verzehrte Kohlenhydrate den Blutzucker ausreichend erhöhen. Trinken Sie bei einer Magenverstimmung deshalb viel schwarzen, mit Zucker gesüßten Tee und essen Sie leicht verdauliche Kohlenhydrate. Kontrollieren Sie Ihren Blutzucker in kurzen Abständen von ein bis zwei Stunden. Passen Sie Ihre Insulindosis an. Falls Durchfall und Erbrechen anhalten, sollten Sie so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen.
- Legen Sie Wert auf gutes, eingelaufenes Schuhwerk und kontrollieren Sie stets Ihre Füße auf Druckstellen, Schürfungen, Wunden und Infektionen.
- Kleine Verletzungen heilen bei Diabetikern bekanntlich besonders langsam, schon gar in feuchtwarmem Klima. Nehmen Sie deshalb jede noch so kleine Verletzung ernst, desinfizieren und behandeln Sie sie. |