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Wenn der Glauben würzige Blüten treibt
Kräuterbuschen und Prozessionen: Mariä Himmelfahrt in Oberbayern

Wenn der Glauben würzige Blüten treibt

24.06.2009 16:59
Einer Natur-Religion hängen die Oberbayern zwar nicht an, doch rund um Mariä Himmelfahrt scheint der Begriff nicht abwegig. Mit traditionellen Kräuterbuschen, Messen unter freiem Himmel und sommerlichen Prozessionen begehen Gemeinden und Dörfer am 15. August einen der wichtigsten Festtage im Kirchenkalender. Und überhaupt: Als Oberbayern-Besucher fühlt man sich dem Himmel einfach näher.

Foto: Oberbayern hat viele göttlich schöne Szenerien, wie hier am neuen Meditationsweg Ammergauer Alpen; Bildnachweis: Oberammergau Tourismus

Kleine, bunte Sträuße aus Wildblumen und Kräutern spielen zu Mariä Himmelfahrt eine ganz besondere Rolle in Oberbayern. Die so genannten Kräuterbuschen sollen Heilkräfte besitzen, die sich die Landbevölkerung seit Urzeiten zunutze macht: Im Haus schützen sie vor Blitzschlag, unter die Kopfkissen gelegt, beflügeln sie das Liebesleben, im Viehfutter fördern die Heilpflanzen die Gesundheit der Tiere, im Kochtopf die des Menschen. Der Kräuterbuschen wird feierlich in der Kirche geweiht oder hoch auf dem Berg. In Reit im Winkl beispielsweise findet am 15. August um 12.30 Uhr eine Bergmesse mit Kräuterbuschen-Weihe auf der Winklmoosalm statt, musikalisch umrahmt von der Musikkapelle Reit im Winkl. Im Anschluss feiern Einheimische und Gäste den „Almkirtag“ mit viel Musik auf Almhütten und in den Gasthäusern.

In Ruhpolding wird um 10.30 Uhr auf der Röthelmoosalm in einem traditionellen Gedenkgottesdienst den verstorbenen und verunglückten Sennerinnen, Sennern, Almbauern und Holzknechten gedacht. Seit jeher ist es auch hier Brauch, an diesem Tag einen Kräuterstrauß weihen zu lassen, der in der Gegend „Marienwisch“ oder „Würzbüschel“ genannt wird. Der Ruhpoldinger Männerchor gestaltet mit alpenländischen Weisen den musikalischen Rahmen der Bergmesse. Anschließend ist bei einem gemütlichen Beisammensein für das leibliche Wohl gesorgt.

In Altötting ist Mariä Himmelfahrt einer der Höhepunkte im Wallfahrtsjahr. Abends um 20.30 Uhr findet in der Basilika eine Marienandacht mit Lichterprozession statt. Marias Leichnam schwang sich der Überlieferung nach in einer strahlenden Lichtaura, von Engeln unterstützt, empor. 1216 schrieb Cäsarius von Heisterbach diese Legende nieder, doch es gibt auch ältere Vorstellungen, die oft mit Erleuchtung und Licht zu tun haben. Ebenfalls mit einer Lichterprozession wird die Marienandacht im Kloster Ettal bei Oberammergau gefeiert, was dem Gottesdienst eine besonders festliche Note verleiht. Der Besuch der Messe lässt sich dabei gut mit Besichtigung des Benediktinerklosters verbinden.

Auch in der Alpenregion Tegernsee Schliersee sind für Mariä Himmelfahrt Kräuter gewachsen. Am 8. August geht es im Fischbachauer Ortsteil Elbach zu einer Erlebniswanderung, auf der die Teilnehmer Kräuter sammeln und zu Buschen binden. „Besondere Kräuter um Marien Himmelfahrt“ ist auch das Thema beim Kräuterbuschen-Binden am 14. August im Hennererhof in Schliersee mit der Kräuterpädagogin Angelika Prem (12 Uhr). In Fischbachau gibt es eine Lichterprozession mit Kräuterweihe in der Wallfahrtskirche Birkenstein (20 Uhr). Am 15. August schließlich finden in zahlreichen Kirchen in der Alpenregion Tegernsee Schliersee Festgottesdienste mit Kräuterweihe statt.

In Inzell geht es an Mariä Himmelfahrt hoch hinaus: Auf der Bäckeralm treffen sich Einheimische und Urlauber am Sonntag um 11 Uhr zum evangelischen Berggottesdienst. Gemeinsam wandern die Teilnehmer zuvor hinauf zur Alm mit Blick auf das ganze Inzeller Tal. Und der Himmel ist plötzlich ganz nah!

Weitere Auskünfte:

Tourismusverband München-Oberbayern e.V. – Radolfzeller Straße 15 – D-81243 München

Fon (089) 82 92 18 0 – touristinfo@oberbayern.de