03.07.2018 14:43Kochen und Essen im Freien als gemeinsamer Akt erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Warum das so ist und wo es im Lande diesbezüglich professionell rangeht an die Bouletten, finden und erfahren Sie hier:
Es klingt wahnsinnig trendy, ist eigentlich aber ein ganz alter Hut. Jahrtausende alt, um genau zu sein. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb erfreut sich das so genannte Outdoor Cooking – das Kochen im Freien also – zunehmender Popularität. Ein Zeitgeistphänomen jedenfalls, das in seiner radikalen Rückbesinnung aufs Ursprüngliche immer mehr Menschen fasziniert.
Titelbild: Wild- und andere Kräuter gehören in jede Küche – auch in die im Freien. Hier bei einem Kräuterseminar in Feldberg, Mecklenburgische Seenplatte; Foto: TMV/pocha.de
Die Gründe dafür sind vielschichtig: Outdoor Cooking bringt Menschen zum Kochen und Essen zusammen, die sich wie in uralten Zeiten um eine Feuerstelle oder Feuergrube versammeln. Die mit dem Geruch des Rauches, dem Knistern des Holzes und der Hitze der Glut tief verwurzelte Sehnsüchte verbinden. Die mit einfachen Mitteln Fleisch, Fisch oder Gemüse braten oder garen – von der Ente am Strick bis zum Lachs auf dem Brett, von Suppen und Mehlspeisen in Kessel und Pfanne bis zu Gemüse und Kuchen aus Glut und Topf – und die so zubereiteten Speisen als besonders schmackhaft empfinden. Die das Essen an frischer Luft genießen, dabei die Hände zu Hilfe nehmen und sich gern auch die Finger schmutzig machen dürfen – auch das gehört zu dieser Rückbesinnung auf einen ursprünglichen und naturnahen Nahrungsgenuss.
In unserer zunehmend urbanisierten Welt, in der Nahrung und ihre Herkunft immer stärker getrennt voneinander existieren, versucht Outdoor Cooking zudem, Mensch und Natur wieder miteinander zu verknüpfen, die Distanz zwischen dem Entstehungsort des Produktes, seiner Zubereitung und seinem Verzehr also maximal zu minimieren. Und nicht zuletzt ist der gesellschaftliche Akt in Form des gemeinschaftlichen Erlebnisses unter freiem Himmel ein dritter Schlüssel zu Glück und Spaß – kaum etwas anderes schweißt ein Team mehr zusammen als gemeinsames Kochen und Essen in der Natur.
Wilde Küche an der Küste
Auch in Mecklenburg-Vorpommern sind immer mehr Menschen buchstäblich Feuer und Flamme für das naturnahe Kochen, das sie ins Freie und eben auch näher zueinander bringt. Einer, der ihnen diesen Wunsch auf seine Weise erfüllt, ist Martin Hagedorn. Der zertifizierte Natur- und Landschaftsführer hat sich auf „Wilde Küche“ spezialisiert und krönt seine Naturtouren durch MV gern mit geselligen Mahlen am Feuer, bei denen auch schon mal zubereitet wird, was unterwegs an Essbarem gefunden wurde. In seiner Outdoor-Küche verarbeitet Hagedorn zum einen, was die Natur zu bieten hat: Früchte, Pilze, Wildkräuter, Wildbret oder frisch gefangenen Fisch. Zum anderen wartet er mit alten Koch- und Backmethoden auf, die unter freiem Himmel stattfinden können. Gekocht, gebacken und gebraten wird im Dutch Oven am offenen Feuer und gegrillt ganz ohne Grill. Was nicht erhitzt werden muss, wird zu Salaten, Dips, Quark und Desserts verarbeitet, und auch für Getränke stellt die Natur allerbeste Zutaten bereit: Kräuter für Tees, Holunder- oder Veilchenblüten für Sirup, Schlehen für Wein oder Likör etc.
Weitere Informationen:
www.naturreisen-mv.de/wilde-kraeuter-fruechte
Überleben in der Wildnis
Für Menschen, die sich generell intensiver mit ihrer Umwelt beschäftigen und in ihre Geheimnisse eintauchen wollen, gibt es in der Wildnisschule Seenland ein Team aus Wald-, Wildnis- und Umweltexperten, die sich der Natur zutiefst verbunden fühlen. Die sich auskennen mit Vogelsprache und Wahrnehmungsschulung. Mit Wildkräutern und ihrem Gebrauch. Mit „Naturmentoring“, wie es die Naturvölker dieser Erde praktizieren. Hier lernen insbesondere Kinder- und Jugendgruppen, wie man in der Wildnis lebt. Wie man überlebt in der freien Natur. Welche Pflanzen bei Mückenstichen helfen. Oder wie man ein Feuer ohne Streichhölzer macht. Womit wir wieder beim Thema Gemeinsamkeit beim Kochen und Essen wären und dem Prozess der damit verbundenen Teambildung – denn auch das gehört zum Wildnis-Überlebensprogramm.
Weitere Informationen: www.wildnisschule-seenland.de
Räuchermahl am Stettiner Haff
„Ein Räucherfisch ist keine Bockwurst“, sagt Peter Döring und lacht. Recht hat der Mann. Und wer, wenn nicht er, sollte den Unterschied ganz genau kennen; ringt er doch schließlich jeden Tag dem Meer nichts weniger als seinen Lebensunterhalt in Form von Fisch ab. Barsche, Brassen, Aale, Hechte, Zander und sogar Lachse und Welse holt Döring mit seinen Reusen aus dem Flachwasser des Stettiner Haffs, das sich Vorpommern mit Polen teilt. Und damit alle etwas davon haben, feuert er jeden Freitag seinen Räucherofen an und lockt allein schon durch den Duft Einheimische und Urlaubsgäste magisch an. Zum gemeinsamen und fröhlichen Gastmahl am Wasser mit den goldgelben und ofenwarmen Köstlichkeiten. Und wenn Peter Döring dazu dann noch sein Saxophon auspackt – „wäre ich Musiker geworden, hätte ich heute keinen Hexenschuss“ – wird die Räucherbude im Riether Winkel ein paar Stunden lang für viele zum schönsten Ort auf der Welt.
Angeltour mit Abendmahl
Wer mit Enrico Richter und Lars Vormelker vom Hafen Zecherin ausläuft, hat Großes vor. Der hat Bilder im Kopf von riesigen Hechten, Zandern, Dorschen oder Lachsen. Der träumt von unvergesslichen Momenten, in denen er selbst einen solchen Kaventsmann aus den Fluten ziehen und stolz in die Kamera zeigen kann. Und mit den Profis stehen die Chancen dafür gar nicht schlecht: Ob Hecht angeln im Bodden oder Lachstrolling vor Rügen, ob Zander fangen im Peenestrom oder Barsche im Strelasund, ob Hornfisch aufspüren vor der Insel Ruden oder Dorsche beim Wrackangeln – stets geben die Guides ihr Bestes, um ihre Gäste glücklich zu machen. Und das gilt auch für die Zeit nach den meist ausgedehnten Tagestouren, wenn die gemeinsam gefangene Beute auch gemeinsam zubereitet und selbstredend gemeinsam verspeist wird.
Weitere Informationen: www.hafen-zecherin.de; www.balticfishing.com
Kesselabend beim Förster
Im Waldhof Bruchmühle inmitten der
Mecklenburgischen Seenplatte ist es der Förster und Waldpädagoge Olaf Schwahn, der seinen Urlaubsgästen nicht nur diesen einzigartigen Lebensraum nahe bringt, sondern sie gern auch zusammenführt: Zum wilden Grillabend mit Stockbrot. Zum Kesselabend am Lagerfeuer. Oder zur Kräuterwanderung mit anschließendem Suppekochen. Aber auch auf diversen Bauern- oder Reiterhöfen, bei Landurlaub-Anbietern und Landurlaub-Hotels gehören darüber hinaus Outdoor-Cooking-Abende zum regelmäßigen Veranstaltungsprogramm.
Weitere Informationen: www.bauerlange.de; www.bernsteinreiter.de; www.waldhof-bruchmuehle.de; www.wasserburg-liepen.de
Outdoor-Cooking-Rezept: Lachs auf dem Brett
Zutaten für 4-5 Personen:
Lachs-Seite (entgrätet), Wacholderschnaps, grobes Salz, Pfeffer (am besten Limone)
Außerdem:
Buchenholzbrett, Edelstahlnägel, Hammer
Zubereitung:
Lachs mit Wacholderschnaps einstreichen und anschließend mit grobem Salz und Limonenpfeffer bestreuen. Dann mit der Hautseite nach unten auf dem Buchenholzbrett festnageln. Brett in 90-Grad-Winkel aufstellen, bis zu 50 Zentimeter vom offenen Feuer entfernt und so positioniert, dass der Wind die Flamme zum Lachs treibt. Garzeit: Ca. 45-50 Minuten
Weitere Informationen: www.auf-nach-mv.de