03.11.2014 16:05Zur Adventszeit werden in den fränkischen Städten Brauchtum und Traditionen lebendig. Die Weihnachtsmärkte sind Bühnen für Krippen, Pyramiden und Nussknacker. Kerzenzieher, Glasbläser, Laternenbauer, Seifensieder und Kräuterfrauen zeigen altes Handwerk. Erst in jüngster Zeit haben sich „Winterdörfer“ einen Platz erobert. In den rustikalen Buden und Hütten schmecken Bratwurst und Glühwein auch bei schlechtem Wetter. Und ein Unterhaltungsprogramm sorgt für stimmungsvolle Gemütlichkeit.
Titelbild: Coburger Weihnachtsmarkt. (c) Coburg-FrankenTourismus
Draußen und drinnen zeigt die UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt
Bamberg ihre 400 historischen Krippen. Überall in der „Krippenstadt“ sind sie an rund 40 Stationen auf Plätzen sowie in Kirchen, Museen und Ausstellungsräumen teils bis Februar zu besichtigen. Zu den bekanntesten zählen die 33 Quadratmeter große Barockkrippe der Oberen Pfarre und das große Krippentableau in der Karmelitenkirche. Andere nehmen ganz weltlich das Bamberger Lokalgeschehen auf die Schippe. So ist in einer der Darstellungen sogar der Rauchbier-Tempel „Schlenkerla“ wiederzuerkennen.
Über fast 60 Quadratmeter erstreckt sich die Krippe in
Dinkelsbühl im Münster St. Georg. Sie bildet die Gassen und Plätze der Altstadt im Miniaturformat ab. Lebensgroß sind die Holzfiguren der fränkischen Krippe auf dem
Aschaffenburger Weihnachtsmarkt. Echte Tiere bereichern die lebenden Krippen in
Ansbach und
Fürth. Die Gehege des „Wildparks an den Eichen“ in
Schweinfurt ziehen bei der Waldweihnacht vor allem die Kinder an.
Gen Himmel strecken sich die fränkischen Weihnachtspyramiden, an deren Spitze Flügel drehen. In
Ansbach misst die Holzkonstruktion neun Meter; in
Aschaffenburg sind diese sogar 18 bzw. 16 Meter hoch. Eine imposante Größe erreicht hier auch der drei Meter hohe Nussknacker an der Stadthalle.
Eher moderne Bestandteile vieler Weihnachtsmärkte sind die „Winterdörfer“, die sich in den letzten Jahren zu Anziehungspunkten entwickelt haben. In
Bayreuth prasselt im Winterdorf das Kaminfeuer in rustikal dekorierten Hütten. Dort werden bis 23 Uhr beliebte Glühweinvariationen ausgeschenkt. Auf dem
Kulmbacher Marktplatz eröffnet das Dorf bereits Ende Oktober und erwartet Jung und Alt mit fränkischer Hüttengaudi.
Himmelbote Reiterle und blond gelocktes Christkind
Den Bogen zwischen Gestern und Heute schlägt das „Reiterle“ in
Rothenburg ob der Tauber. Früher zitterten die Menschen vor dem unheimlichen Wesen, das der Sage nach als Bote einer anderen Welt mit den Seelen der Verstorbenen durch die Lüfte schwebte. Heute ist das „Reiterle“ ein freundlicher Bote, der den nach ihm benannten Weihnachtsmarkt eröffnet. Eine wichtige Rolle spielt das Christkind in
Nürnberg. Blond gelockt mit goldener Krone und weiß-goldenem Gewand eröffnet es traditionell am Freitag vor dem ersten Advent mit dem feierlichen Prolog „seinen“ Markt und kommt danach regelmäßig zu Besuch.
Menschen im historischen Gewand bringen in Erlangen den Besuchern alte Handwerkskunst näher: Kerzenzieher, Glasbläser, Laternenbauer, Seifensieder und Kräuterfrauen zeigen dort ihre Arbeit und verkaufen ihre Waren. In
Coburg lassen sich Korbflechter, Kunstglasbläser, Maler oder Holzschnitzer in der „lebenden Werkstatt“ über die Schulter schauen. Beim Mittelaltermarkt in
Fürth kochen die Akteure historische Speisen und bieten Gesänge aus alter Zeit dar.
Historische Gebäude liefern die Kulissen vieler weihnachtlicher Märkte in den fränkischen Städten: In
Ansbach sind es die imposanten Türme der Stadtkirchen St. Johannis und St. Gumbert, in
Eichstätt der Dom sowie in
Würzburg die gotische Marienkapelle und die Rokoko-Fassade des Falkenhauses.
Heißer Bischof und Lebkuchen-Bier
Allen Märkten gemein sind die zahlreichen kulinarischen Schmankerln wie die fränkischen Bratwürste in unterschiedlicher Länge und Form. Der vorwiegend weiße Frankenwein findet in der kalten Jahreszeit als Glühwein seine Anhänger. Die Eichstätter nennen ihn - mit einem Spezialgewürz verfeinert - „Heißer Bischof“. Erlebnisse für die Geschmacksnerven liefern weitere Spezialitäten wie der Eierlikör-Punsch in
Fürth oder das Weihnachts-, Lebkuchen- und Eisbock-Bier in
Kulmbach.
Viele in Franken entstandene Weihnachtstraditionen sind heute weit über die Grenzen hinaus bekannt: Ohne den jungen Kaplan Christoph von Schmidt aus
Dinkelsbühl gäbe es kein Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“. Er schrieb den Text des Liedes, das noch heute das Motto für den Markt im idyllischen Innenhof des Heilig-Geist-Spitals liefert. Und die Engländer müssten wohl auf einen Weihnachtsbaum verzichten, hätte nicht der in
Coburg geborene Prinz Albert auch in seiner neuen Heimat jedes Jahr einen Tannenbaum geschmückt.
Über Besonderheiten in den einzelnen Städten und Termine informiert im Überblick die Website
www.die-fraenkischen-staedte.de/weihnachtsmaerkte/.
Hier finden Sie eine deutschlandweite Suche nach Weihnachtsmärkten:
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