17.09.2014 11:50Die Einführung des ersten Klettersteigscheines in Ramsau am Dachstein sorgte für reichlich Diskussions- und Gesprächsstoff. Gibt es auf der einen Seite viele Befürworter, werden auch Gegenstimmen laut. Vor allem die Frage, wo Reglementierungen anfangen und wo sie aufhören, wurde in den vergangenen Tagen vom Tourismusverband Ramsau am Dachstein, der Bergrettung sowie vom ÖAMTC gemeinsam mit Medienvertretern in der „Wiege der Klettersteige“ diskutiert.
Titelbild: Der Klettersteigschein kann gemeinsam mit staatlich geprüften Bergführern freiwillig von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern in Ramsau am Dachstein absolviert werden. Durch diese Initiative nimmt der Tourismusverband Ramsau eine Vorreiterrolle in den Alpen ein. Foto: Martin Huber
Einfache Zugänge lassen Klettersteiggehen zur Trendsportart werden
Fakt ist, dass die Unfälle beim Klettersteiggehen zunehmen. Ein Grund ist, dass die Zugänge zu den Klettersteigen immer einfacher werden. Mussten Klettersteiggeher vor einigen Jahren dazu noch ins hochalpine Gelände aufsteigen, findet man Klettersteige mittlerweile bereits in sehr niedrigen Höhenlagen vor. Der Respekt vor der Wand geht dadurch leicht verloren. Die Ausrüstung der Kletterer ist meist extrem gut. „Die häufigsten Gründe, warum die Bergrettung gerufen wird, sind Selbstüberschätzung (Kraft und Kondition), falsche Verwendung der Ausrüstung und die Nichtbeachtung von Wettervorhersagen“ erzählt Heri Eisl, Berg- und Flugretter sowie Bergführer und Hotelier.
Klettersteigschein soll für mehr Urlaubsgenuss sorgen
Der Klettersteigschein kann gemeinsam mit staatlich geprüften Bergführern freiwillig von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern in Ramsau am Dachstein absolviert werden. Durch diese Initiative nimmt der Tourismusverband Ramsau eine Vorreiterrolle in den Alpen ein. „Wir wollen keine Angst verbreiten, im Gegenteil. Je besser unsere Gäste über Theorie und Praxis im Klettersteiggehen im Vorfeld Bescheid wissen, desto mehr können Sie unsere Berg- und Naturlandschaft und den tollen Sport genießen und unvergessliche Urlaubstage verbringen“ sagt Elias Walser, Geschäftsführer des Tourismusverbandes.
Bei einer Unfalldemonstration im Klettersteig zeigte die Bergrettung Ramsau anhand eines Dummys, welche fatalen Auswirkungen kleine Fehler beim Klettersteiggehen auf den menschlichen Körper haben können und wie zeitintensiv die Bergung eines Verunglückten ist. Gerhard Brunner, Pilot und Flugretter beim ÖAMTC Christophorus 14, weist auch darauf hin, dass mit Leichtsinn nicht nur das eigene Leben gefährdet wird, sondern auch jenes der Berger, die oft bei widrigen Verhältnissen in die Berge gerufen werden.
Unfallstatistiken und die fünf häufigsten Fehler beim Klettersteiggehen - Die fünf häufigsten Fehler zusammengefasst:
• Nichtbeachtung des Wetters
• Falscher Umgang mit der Ausrüstung
• Selbstüberschätzung
• Falsches Einhängen der Karabiner am Steig
• Keine geeignete Klettersteigausrüstung (Bandschlingen etc.)
Im Jahr 2013 gab es laut ÖAMTC österreichweit 102 Kletterunfälle, davon 33 in einem Klettersteig. Insgesamt werden vom ÖAMTC Christophorus in Österreich jährlich 115.000 Einsätze geflogen.