Von alten Pfaden, Mönchen und dem Ende der Welt
Engelberg in der Zentralschweiz: Entschleunigen mit Gletscherblick

Von alten Pfaden, Mönchen und dem Ende der Welt


29.08.2014 09:16
Jeder, der schon mal beim Wandern seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte, weiß: Von den Bergen geht eine spezielle Energie aus. Einige Plätze rund um Engelberg in der Zentralschweiz sind jedoch besonders spirituell. Bedeutendster Kraftplatz ist das 1120 gegründete Benediktinerkloster Engelberg, die Option auf ein kurzzeitiges Mitleben gehört dort sogar zur jahrhundertealten Tradition. Doch auch entlang der Wege und Sträßchen verleihen kleinere Heiligtümer dem Tal ihren eigenen Reiz – mit immerwährenden Blick auf den Titlis-Gletscher.

Titelbild: Das Benediktinerkloster Engelberg in der Zentralschweiz ist umgeben von hochalpiner Landschaft und ein Ort der Begegnung und Inspiration. Bildnachweis: Engelberg-Titlis/Christian Perret

Auf alten Pfaden: Jakobs- und Benediktusweg


Besuch bei den Brüdern: Über Engelberg führt eine Nebenroute zum berühmten Jakobusgrab in Santiago de Compostela. Den mühevollen Abstecher ins 1.000 Meter hoch gelegene Tal nahmen Pilger seit jeher gerne in Kauf, um sich für einige Tage bei freier Kost und Logis im Benediktinerkloster zu stärken. Noch heute steht eine kleine Jakobuskapelle aus dem 17. Jahrhundert am Taleingang – zu Ehren des heiligen Schutzpatrons und zum Schutz der Wallfahrer, bevor sie über den Jochpass zur Hauptroute in Flueli-Ranft weiterzogen.
Besuch bei den Schwestern: Der 21 Kilometer lange Benediktusweg verbindet die Klöster von Engelberg und dem Wallfahrtsort Maria-Rickenbach. Rund acht Stunden dauert die Tour zum Benediktinerinnenstift, die konditionell recht anspruchsvoll ist – zwischen abwechslungsreichen Aussichten auf wilde Bergweiden und zerklüftete Felsen müssen immer wieder teils kräftige Zwischenanstiege bewältigt werden.
Weitere Infos unter: www.brunni.ch

Lernen von Benediktiner-Mönchen: Kloster auf Zeit


S. Placidus Mart., B. Frowinus Abbas, B. Adelhelmus Abb.: Statt Zimmernummern lauten so die Bezeichnungen für die Unterkünfte im öffentlichen Teil des Klosters von Engelberg – nach den Namen der Mönche, die hier einst gewohnt haben. Wer dabei an karge Klosterzellen denkt, irrt: Die original erhaltenen, teils stuckverzierten Räume sind schlicht, doch durchaus komfortabel ausgestattet und spiegeln das geschichtsträchtige und geistige Leben vergangener Jahrhunderte wider. Noch heute leben, arbeiten und lehren hier die Mönche. Gäste, die sich für einen begleiteten Aufenthalt entscheiden, können von ihnen lernen: In Einzelgesprächen bieten sie die Möglichkeit des Reflektierens oder helfen bei der Orientierung in Lebensfragen. Das Benediktinerkloster prägt die Geschichte des Bergdorfs seit mehr als 800 Jahren und hat auch heute noch erheblichen Einfluss auf seine Bewohner. Herz und Mitte des Komplexes ist die barocke Klosterkirche mit dem Hochaltarbild Spieglers und der größten Orgel der Schweiz.
Weitere Infos unter: www.kloster-engelberg.ch



Verehrtes Kleinod: Kapelle zur lieben Frau in Schwand


Oberhalb des Klosterdorfes in nordwestlicher Richtung, hinter dem sogenannten „Bergli“, stoßen Besucher auf ein besonderes Stück Engelberger Kultur: Das Dorf Schwand ist beinah eine Welt für sich, seine Bewohner werden häufig als „urchiger“ und gewitzter Menschenschlag beschrieben. Ihr Heiligtum ist die einfache Kapelle im Herzen des Dorfes, die von Frühling bis Herbst liebevoll mit den schönsten Blumen der Jahreszeiten geschmückt wird. Selbst Bischöfe und große Würdenträger, die das Kloster besuchen, werden immer wieder gern dorthin geführt. Die alte Glocke aus dem Jahre 1706 im niedrigen Türmchen auf dem steilen Dach ist übrigens keineswegs altersschwach: Ihr fröhliches Läuten dringt jeden Morgen, Mittag und Abend in die Häuser der Schwander. Wer mag, verbindet den Besuch mit einer leichten Rundwanderung ab Engelberg: Die gut zweistündige Tour führt entlang einer ruhigen Bergstraße nach Schwand und zurück über das „Bergli“ oder durch den schattenspendenden Wald bei Flühmatt.

Das „Ende der Welt“: Auf Spuren von Pilgern und Eremiten


Wanderer, die von Engelberg in das langgestreckte und breite Horbistal östlich vom Kloster laufen, stehen bald vor steil aufragenden Wänden – dem sogenannten „Ende der Welt“. In der abgeschiedenen Einsamkeit entstand dort Ende des 15. Jahrhunderts die Horbiskapelle. Recht schnell galt sie bei Pilgern und Eremiten als bekanntes Ziel für ein stilles Leben der Weltentsagung. Überlieferungen zufolge wurden zahlreiche Gebete erhört, woraufhin immer mehr Gaben an das Heiligtum flossen. Das im Inneren prunkvoll mit Gold und Bildern geschmückte ländliche Barockkirchlein ist bis zum heutigen Tag bei der Engelberger Talbevölkerung beliebt und wird gerne für Hochzeiten oder Taufen gewählt.

Horbiskapelle bei Engelberg
Die Horbiskapelle bei Engelberg in der Zentralschweiz vor steil aufragenden Felsen, dem sogenannten „Ende der Welt“. Bildnachweis: Engelberg-Titlis/Christian Perret

Wächterin im Wald: Lourdesgrotte


„Viele werden da beglückende Ruhe und beseligenden Frieden des Herzen finden“. So stand es schon 1944 zum 20-jährigen Jubiläum der Lourdesgrotte von Engelberg geschrieben – eine der schönsten und größten der gesamten Schweiz. Besucher erreichen sie über den fast ebenen Höhenweg ins stille Horbistal, der oberhalb von Engelberg mit schönen Ausblicken auf die Titliskette bis zum Beginn eines Waldstückes verläuft. Inmitten der Bäume blicken von einer hohen Felsnische die freundlichen Augen der lilienweißen Marienstatue hinab. Von hier ist das sogenannte „Ende der Welt“ durchaus naheliegend: Der Spaziergang bis zur Horbiskapelle am Ende des Tals dauert nur noch eine knappe Stunde.

Weitere Auskünfte auch bei Engelberg-Titlis Tourismus unter +41 (41) 6 39 77 77 oder www.engelberg.ch

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