06.02.2014 14:56Adnan Aksoy ist Night Auditor im BEST WESTERN PREMIER Hotel Villa Stokkum
Früher hießen sie Nachtportier, heute lautet ihre offizielle Bezeichnung Night Auditor. Verändert hat sich auch das Aufgabenfeld und beinhaltet inzwischen weitaus mehr, als „nur“ nachtschwärmenden Gästen ihre Zimmerschlüssel zu überreichen. Dass der Job des Night Auditors keiner zum Einschlafen ist, weiß auch Adnan Aksoy: Der gebürtige Türke ist seit 18 Jahren im Hanauer BEST WESTERN PREMIER Hotel Villa Stokkum beschäftigt und übernimmt dort regelmäßig die bei anderen Mitarbeitern nicht unbedingt „beliebte“, jedoch überaus verantwortungsvolle Schicht zwischen 23.00 und 8.00 Uhr.
Titelbild: Adnan Aksoy an seinem Arbeitsplatz
Bildrechte: max.PR / BEST WESTERN PREMIER Hotel Villa Stokkum
Herr Aksoy, wie „langweilig“ und einsam ist so eine Nacht an der Rezeption?
Das ist ganz unterschiedlich. Einsam oft – langweilig eigentlich nie, denn zu tun ist immer etwas. Es ist ja nicht so, dass der Night Auditor nur seine Zeit absitzt – eine ganze Reihe von festen Aufgaben sind zu erledigen. Hinzu kommen diverse Dinge, die spontan anfallen – sei es für den nächsten Tag oder auch den zurückliegenden.
Passiert denn überhaupt etwas zwischen 2.00 und 5.00 Uhr?
Durchaus. Da wären zum einen sehr spät eintreffende Gäste – beispielsweise vom Flughafen kommend – einzuchecken, frühe Abreisen auszuchecken, zum anderen aber auch Serviceleistungen wie beispielsweise ein zusätzliches Kissen zu überreichen, einen abgestürzten Internetzugang wieder zum Laufen zu bringen oder auch Gäste mit Getränken zu versorgen. Manchmal reicht der Inhalt der Minibar nicht für eine Nacht aus…
Welche Dinge haben Sie abseits von Telefon und KeyCard-Verwaltung zu tun?
Oberste Priorität hat selbstverständlich die Sicherheit unserer Gäste. Neben der Anwesenheit an der Rezeption findet dazu mindestens einmal pro Nacht ein Rundgang durch das Hotel statt. Meist beginnt meine Arbeitsnacht mit dem Einprogrammieren mündlicher Weckrufwünsche, dem Starten des Tagesabschlusses mit einer Buchung der Zimmerpreise und anschließend erstelle ich eine Sicherungskassette für unseren Hauptserver. Am frühen Morgen sind dann Zimmerfrühstücksbestellungen einzusammeln, Tagungsräume zu beschildern und im Winter auf Temperatur zu bringen, die angelieferten Zeitungen im Eingangsbereich oder auf VIP-Zimmern zu verteilen. Wenn dazwischen noch Zeit bleibt, sind Bankeinzahlungen vorzubereiten und Kreditkarten- sowie Restaurantbelege zu kontrollieren.
Während Ihrer Schicht sind Sie der einzige Repräsentant im Hause und müssen so mit allen Bereichen vertraut sein. Kam es vor, dass Sie Ihre Direktorin aus dem Bett klingeln mussten?
Nach 18 Jahren bin ich mit allen Bereichen des Hauses bestens vertraut, kenne alle Vorgänge und jeden Winkel wie meine eigene Westentasche. Das muss auch so sein, damit es eben nicht nötig ist, bei Komplikationen gleich unsere Direktorin aus dem Bett zu klingeln. Bisher war dies glücklicherweise nie nötig. Darauf – und auch regelmäßig für eine Nacht einziger Repräsentant des Hotels zu sein – bin ich schon etwas stolz. Es ist ein durchaus verantwortungsvoller Job, der mir ausgesprochen Spaß macht.
Wie halten Sie Kontakt zu den Kollegen und wie bleiben Sie auf dem jüngsten Stand den aktuellen Tagesbetrieb betreffend?
Wir sind hier in der Villa Stokkum ein eingeschworens Team. Man kennt sich seit vielen Jahren und zudem bin ich ja nicht nur ausschließlich als Night Auditor eingesetzt, sondern übernehme auch Tagesschichten – beispielsweise bei Krankheit oder Urlaub von Kollegen. Außerdem gibt es immer eine ausführliche Übergabe bei Schichtanfang und -ende. Wichtige Ereignisse, Nachrichten und Neuigkeiten, Mitteilungen und Anweisungen tauschen unsere Geschäftsführerin Gabriele Christ und ich darüber hinaus über das so genannte “Nachtbuch” aus. Eine alte Tradition – man könnte das inzwischen ja auch bequem per E-Mail erledigen…
Wie klappt es mit dem verschobenen Zeitrhythmus? Gibt es morgens noch Frühstück oder eher ein Steak? Wann schlafen Sie und wann erledigen Sie beispielsweise ihre privaten Einkäufe?
Wie in allen Berufen, die Nachtarbeit erfordern, gewöhnt man sich an den verschobenen Zeitrhythmus. Der hat auch durchaus Vorteile: Beispielsweise kann man direkt nach Schichtende – selbst in der Vorweihnachtszeit – bequem am Vormittag und ohne Gedränge einkaufen gehen oder im Sommer noch ins Schwimmbad. Grundsätzlich gehe ich jedoch direkt am frühen Morgen und ganz ohne Frühstück ins Bett. Bevor es abends dann wieder los geht, steht leichte Kost auf dem Speisenplan, das kann dann auch eine schlichte Butterstulle sein.
Was macht letztlich den Reiz Ihres Berufs oder speziell des nächtlichen Arbeitens aus?
Innerhalb gewisser Grenzen bin ich mein eigener Chef, kann selbstständig entscheiden, in Ruhe arbeiten und nachts läuft alles etwas entspannter ab – auch von Seiten der Gäste. Das weiß ich sehr zu schätzen. Hinzu kommen die genannten Vorteile, entgegen der allgemeinen Stoßzeiten Erledigungen tätigen zu können. Aber es gibt auch Nachteile: Mit der Familie oder Freunden am Abend auszugehen, an Feiern teilzunehmen und vieles mehr geht nur an freien Tagen – oder besser gesagt Abenden. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.