07.12.2012 09:31Die meisten Spinnen hierzulande ziehen sich während der nun kommenden Winterzeit vornehmlich in abgefallenes Laub oder in Bodenspalten zurück, schützen sich so vor der extremen Kälte und fallen in eine kräfteschonende Winterstarre. Aber auch in Kellern, dunklen Räumen, auf Dachböden oder hinter Möbeln verstecken sich Hausspinnen, um dort auf wärmere Zeiten zu warten.
Spinnen zählen, wie von sehr vielen Menschen angenommen, keineswegs zur Familie der Insekten. Sie unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht, so sind beispielsweise Kopf und Brust zusammen gewachsen, es existieren vier Beinpaare (Insekten besitzen nur drei), aber keine Fühler. Alle Spinnen sind Fleischfresser, wobei man zwischen Netzspinnen und Jagdspinnen unterscheidet. Seidenfäden werden in Drüsen produziert, werden durch die Spinnwarzen am Hinterleib gedrückt und mit den Beinen herausgezogen. Die meisten Netzspinnen haben acht einfache Augen. Jagdspinnen haben andere Fangmethoden, sie verfügen über kräftige Beine zum Anspringen ihrer Opfer und über scharfe Augen, um die Beute entsprechend zu erkennen.
Woher aber kommt nun die Angst vieler Menschen vor Spinnen?
Ist es ihre anschleichend wirkende Art, sich fortzubewegen? Ist es womöglich die Furcht, von ihnen gebissen zu werden? Redensarten wie "Pfui Spinne" und der sprichwörtliche Aberglaube von der "Spinne am Morgen" zeugen bereits sprachlich von der geringen Sympathie des Menschen gegenüber den Achtbeinern. Dabei geht es bei dem Sprichwort "Spinne am morgen, Kummer und Sorgen" ursprünglich überhaupt nicht um das Tier; vielmehr hat das Spinnen von Wolle im Mittelalter gutes Geld eingebracht, wobei arme Leute aber schon sehr früh am Morgen damit beginnen mussten, um genügend zu verdienen.
Die Aversion des Menschen gegenüber Spinnen machte sich die Filmindustrie zu Nutze, indem es in schaurig anmutenden Szenen häufig große, behaarte Vogelspinnen zum Einsatz bringt und diese Tiere teils sogar zu einer globalen Bedrohung hochstilisiert, um beim Zuschauer Gänsehaut zu erzeugen. Nun ist aber gerade diese Spinnenart für den gesunden Menschen als ungefährlich anzusehen.
Die Vogelspinne (Titel-Bild)
Vogelspinnen existieren bereits seit mehr als 300 Millionen Jahren auf unserem Planeten und gehörten im Karbonzeitalter sogar zu den häufigsten Spinnen überhaupt. Die Naturforscherin Maria Sybilla Merian zeichnete auf einer ihrer Reisen, die sie Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts nach Surinam führten, eine große, gerade einen Vogel verspeisende Spinne, was zum lateinischen Namen Aranea avicularia (zu deutsch "Vogelspinne") führte. Sie zählen zur Gruppe der wirbellosen Tiere, die wiederum in verschiedene Untergruppen aufgeteilt ist. Der Stamm der Gliederfüßer verzweigt sich in Spinnentierverwandte (Arachnata), in die Klasse der Spinnentiere (Arachnida) und letzlich in die Ordnung Echte Spinnen oder Webspinnen (Araneae). Die darin nun integrierten Vogelspinnen (unter ihnen die größten heute überhaupt lebenden Spinnen) besiedeln mit etwa 800 Arten weite Bereiche der Tropen und Subtropen.
Vogelspinnen sind überwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv und gelten als Lauerjäger, bauen also keine Fangnetze wie andere Spinnen, sondern warten, bis mögliche Beute ihren Weg kreuzt. Futtertiere sind überwiegend Insekten, größere Vogelspinnen bevorzugen ab und zu aber auch kleinere Mäuse, Vögel oder Echsen. Mit ihrem gezielten Giftbiss spritzt sie gleichzeitig eine Verdauungsflüssigkeit in den Körper der Beute, die diesen dann nach und nach auflöst und verflüssigt. Somit kann die Spinne, die aufgrund ihres engen Schlundes keine großen Teile verzehren kann, diesen Nahrungsbrei aufsaugen.
Die durchschnittliche Lebensdauer einer Vogelspinne liegt bei etwa 4 bis 10 Jahren beim Männchen (diese sterben häufig 2 bis 3 Jahre nach der Geschlechtsreife) und bis zu 25 Jahren bei weiblichen Tieren. Im Laufe dieser Zeit müssen sich Vogelspinnen mehrmals häuten. Hierzu legen sich die meisten Arten auf den Rücken und pressen große Mengen Blut in den Vorderleib, bis schließlich die Naht zu den Gliedmaßen aufplatzt. Nachdem auch noch der Chitindeckel des Vorderleibes beiseite gefallen ist, kann die Spinne langsam aus ihrer alten Haut heraussteigen.
Gefahr für den Menschen
Wie alle Spinnen erbeutet auch die Vogelspinne ihr Futter mit einem Lähmungsgift. Ein solcher Biss ist zwar schmerzhaft, aber für Menschen weitaus ungefährlicher als von vielen angenommen. Wegen der Gefahr einer Blutvergiftung ist es zwar immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen, das Gift ansich ist aber lediglich mit dem einer Biene oder Wespe zu vergleichen und für einen gesunden Menschen daher problemlos zu verkraften. Bei Allergikern ist ein lebensbedrohlicher Schock allerdings nicht ganz auszuschließen. Vogelspinnen aus Amerika beherrschen eine besondere Form der Verteidigung; sie wenden Angreifern ihr Abdomen (Hinterleib) zu und streifen dem Feind die dort befindlichen Brennhaare mit schnellen Bewegungen entgegen - Menschen spüren die Wirkung als starkes Jucken und Brennen auf der Haut, beim Einatmen kann die Lunge geschädigt werden.
Im idea DschungelParadies Neuenmarkt, einer einzigartigen naturnahen Anlage in Bayern, leben neben tropischen Tag- und Nachtfaltern auch eine größere Anzahl verschiedener Tiere in Terrarien, darunter vier bodenbewohnende Vogelspinnen aus Mittel- und Südamerika.
Quelle: idea DschungelParadies Neuenmarkt