03.08.2012 13:09Der Bypass, der dem Fluss bei höheren Wasserständen eine zusätzliche Abflussmöglichkeit bietet, nimmt immer mehr Gestalt an.
Seit dem ersten Spatenstich im Oktober 2009 ist an der Reeserschanz viel geschehen und das kann sich sehen lassen.
Die üppig bewachsene Uferzone der Flutmulde.
- Beim Aushub der Flutmulde in Richtung Obermörmter fallen über 2 Millionen Kubikmeter Erde an, wovon 95 Prozent im Rheinvorland wiederverwertet werden.
- 320 000 Quadratmeter geotextile Filtermatten, eine Art Bodenbelag, und insgesamt 375 000 Tonnen Natursteine verschiedener Größe werden zur Sicherung von Sohle und Böschung verlegt.
- Allein rund 4 Millionen Euro stehen für den Landschaftsbau und die Renaturierung bereit,
120 000 Pflanzen schlagen im Flachwasser, am Ufer und an den Böschungen Wurzeln.
- Im Jahr 2011 wurden bei einer Erhebung 86 Vogelarten nachgewiesen, die sich trotz Baustelle nicht stören lassen.
- Rund die Hälfte der veranschlagten Summe in Höhe von insgesamt 54 Millionen Euro ist planmäßig verbaut.
"Wie belastet ist der Boden?" Diese Frage trieb Peter Kleine, örtlicher Bauleiter vom Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein, anfangs um. Inzwischen sind im Rahmen des Bodenmanagements fast alle Bohrungen zur Prüfung von Schadstoff-Belastungen abgeschlossen. Es wurden keine besonderen Belastungen im Boden festgestellt.
Worauf der Fachmann besonders stolz ist: Die Sicherung von Sohle und Böschung mit Matten und Steinen bei gleichzeitiger konsequenter Renaturierung der Flächen. Die Planung und Ausführung lief wie am Schnürchen. Die Verschmelzung baulicher Maßnahmen zur Sicherung der Flutmulde und der so genannten Ingenieurbiologie "ist zukunftsweisend", sagt Peter Kleine. Hier stößt sie auf fruchtbaren Boden: Es wächst bereits üppig ein durchgehender Grünkorridor mit Schwertlilien, Schilf, das schon bis zu 1,50 Meter hoch ist, purpurrot blühendem Blutweiderich und anderen Pflanzen. Diese Gewächse stabilisieren den oberen Böschungsbereich und zudem haben sie das Hochwasser im Januar schadlos überstanden. Die Landwirtschaft wird gleichfalls nicht vergessen. Es entstehen Tierfurten, derzeit rheinseitig am Einlauf der Flutmulde, damit Kühe sicher Weideland erreichen.
Auch die Tierwelt fliegt auf die Flutmulde: Rebhuhn, Rauchschwalbe, Schwarzkehlchen und andere Vögel, die teilweise auf der Liste der gefährdeten Brutvögel Nordrhein-Westfalens stehen, wurden schon gesichtet. Sogar der seltene Wachtelkönig wird hier vermutet.
Natürlich ist trotz akribischer Planung nicht alles voraussehbar auf einer Großbaustelle dieser Art. So musste die mit dem Bau beauftragte Firma Reinhold Meister Ende November 2011 einen Insolvenzantrag stellen "wegen fehlender Zahlungseingänge eines Kunden. Es ging um 40 Millionen Euro", schildert der zuständige Bauleiter der ausführenden Firma, Gert Günther. Anfang Februar 2012 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Ein neuer Investor, die europaweit agierende Felbermayr Holding GmbH aus Österreich, kaufte einen Teil der Maschinen und gründete die Reinhold Meister Wasserbau GmbH. Die neue GmbH ist Nachauftragnehmer des Insolvenzverwalters, der letztendlich der Vertragspartner des Wasser- und Schifffahrtsamtes Duisburg-Rhein ist. Das Bauprojekt kam dadurch nie ernsthaft ins Stocken und laut Felbermayr konnten rund 230 Arbeitsplätze der insolventen Reinhold Meister-Gruppe erhalten werden. Für das Projekt Flutmulde eine sinnvolle Lösung.
Über Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein
Der Bund ist Eigentümer der Bundeswasserstraßen. Er verwaltet sie durch eigene Behörden: die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV). Das Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein ist eine Unterbehörde im Bereich der Wasser- und Schifffahrtsdirektion West. In seiner regionalen Zuständigkeit liegt u.a. der Niederrhein von der Stadtgrenze Duisburg/Krefeld bis zur deutsch-niederländischen Grenze. Der Schwerpunkt der bautechnischen Arbeiten des Amtes ist die Sohlstabilisierung des Niederrheins. Auch der Bau der Flutmulde Rees steht in diesem Zusammenhang.