23.11.2011 15:2823. November 2011. Siegen (dia). Vom Schnee überzuckerte Berge und wohlige Wärme vom Kachelofen in der Stube: In der Advents- und Weihnachtszeit ist es in den Berglandschaften besonders romantisch. Die Bewohner pflegen häufig noch Riten und Gebräuche. So hat sich traditionelles Adventsbrauchtum vielerorts, wie auch im Defereggental in Osttirol, über die Zeiten gerettet.
Klare Winterluft liegt über den Bergen, die stolz ihr reinweißes Schneekleid zu Markte tragen. In den Häusern laufen die Vorbereitungen auf die Weihnacht. Es wird gebacken und gebastelt. Tiefe Frömmigkeit ist vielen Berglern bei ihrem nicht immer leichten Leben zwischen hohen Gipfeln und Steilwiesen erhalten geblieben. So pflegen die Menschen auch tradiertes Brauchtum zu verschiedenen Anlässen, vor allem, wenn es der Weihnacht zugeht, der Geburt Christi. Je nach Region findet man die Krampusümzüge. Krampus, meist maskiert, ist im süddeutschen und österreichischen Raum der wilde Geselle des Nikolaus. Adventssingen und Krippenspiele bestimmen zur Vorweihnacht die Szenerie, und hier und da erfahren die Kinder, dass das Christkind von jenseits der Berge kommt. Im Defereggental in Osttirol gibt es sogar so etwas wie einen Mentor für die Weihnacht, den Reimmichl. Hoch oben in St. Veit geboren, wirkte der 1953 verstorbene Sebastian Rieger nicht nur als Kaplan, sondern als bekannter Tiroler Dichter und Schriftsteller. Neben seinen zahlreichen Romanen und Erzählungen ist "Reimmichls Volkskalender" legendär, und wer seine Geschichten in "Tiroler Weihnacht" liest, kann sich in die früheren Zeiten und die Weihnacht in den verschneiten Bergtälern hineinversetzen.
Im von Dreitausendern umgebenen Hochtal an der Südseite der Hohen Tauern sind die Menschen noch ins Brauchtum eingebunden. So beim Krampuslaufen zwischen dem 3. und 6. Dezember, wie uns Robert Wieser aus dem Defereggental erzählt.
Die Gruppen, auch mit Nikolaus, Engeln und anderen, ziehen von Haus zu Haus und stellen in kleinen Szenen das Dorfleben nach. Ein Spielmann mit Harmonika ist auch dabei. Angeklopft wird vor allem da, wo Kinder wohnen: Der Nikolaustag naht! Am Abend des 6. Dezember ist dann der große Krampustreff. Alle Gruppen zeigen sich dann am Dorfplatz den vielen Zuschauern, und die Krampusse dürfen an diesem Tag nicht mehr "böse" sein. Schließlich kommt das "Ausläuten". Rund 60 Krampusse stellen sich im Kreis auf, verbreiten mit ihren Glocken noch einmal einen höllischen Lärm und nehmen ihre Masken ab. Damit ist das Krampustreiben fürs Jahr beendet.
Große Krippen und Christnacht
Es geht dem Christfest zu. Dargestellt wird die Weihnachtsgeschichte auf vielerlei Weise schon seit Jahrhunderten. Krippen unterschiedlichster Art lassen die Geburtszene im Stall von Betlehem aufleben. Tradition haben die Volkskrippen, bei denen in Bauweise und Art Regionales einfließt. Oben in St. Veit, wo der Reimmichl geboren ist und er sein Denkmal hat, hat auch Johann Planer sein Atelier. Der Holzbildhauer hat eine große Volkskrippe, Ausmaß in Breite, Tiefe und Höhe von rund 1,50 mal 1,40 mal 0,90 Meter, mit etwa 150 Figuren geschaffen. Bei dieser alpenländischen Deferegger Krippe sollte man sich Zeit nehmen und gut hinschauen, um sich von Heilands Geburt, Maria und Josef, den Hirten und drei Weisen und allen anderen, "die kamen und sahen", innerlich einnehmen zu lassen. Auch viele andere kleine und große Krippen erzählen von dem, was vor über 2.000 Jahren geschah und für Christen in aller Welt eine bedeutungsvoller Zeitpunkt war. Eine Deferegger Krippe mit lebensgroßen Figuren, ebenfalls von Johann Planer erstellt, wird aber auch in der Vorweihnachtszeit im Pavillon in St. Jakob/Defereggental zu sehen sein.
So eingestimmt, kann es zum Heiligen Abend, in die Christnacht, gehen.
Am Nachmittag wird in Bauernhäusern noch das Räuchern gepflegt. Die Familie geht mit Weihwasser und Weihrauch durch alle Räume des Hauses und durch den Stall. Dieser Brauch, den es auch in anderen Alpenregionen gibt, soll, so Robert Wieser, die Tiere und das Haus mit seinen Bewohnern vor Krankheit und Unglück bewahren. Nach der Kinderweihnacht in der St. Jakober Pfarrkirche ab 17 Uhr beginnt um 23.30 Uhr die vorher von Turmbläsern angekündigte Mitternachtsmette zur Heiligen Nacht. So geht man nachher andächtig und froh durchs Dunkel der Winternacht, gedenkt gleichsam der "Stillen Nacht..." und dem "O, du fröhliche, selige ...".
Das Brauchtum so kurz vorm Jahresende ist damit nicht abgeschlossen.
In vielen Regionen sind auch die Raunächte zwischen Weihnachten und Neujahr ein Anlass, um Traditionelles zu pflegen. Alles eine verwunschene Zeit. Schön, es mitzuerleben. Jürgen Weller
Foto: Jürgen Weller
Text: PR-/Medienbüro DIALOGPresseweller