10.08.2011 14:13Bad Füssing – Die Zahl der von den Krankenkassen bewilligten Kuren sinkt offensichtlich unaufhaltsam. Im vergangenen Jahr erreichte die Zahl der Krankenkassen-Kuren in den rund 300 deutschen Kurorten mit nur noch 80.000 genehmigten Maßnahmen einen neuen Tiefststand. Das sind weniger als ein Zehntel der noch vor 15 Jahren genehmigten Kuren.
Oft wirksamer und kostengünstiger als Medikamente: Therapien in den deutschen Heilbädern. Trotz erwiesenem Nutzen genehmigen die Krankenkassen immer weniger Kuren, kritisiert jetzt der Bayerische Heilbäder-Verband.
Foto: Kur- & Gäste Service Bad Füssing
Probleme bereitet den 47 bayerischen Heilbädern mit ihren rund 90.000 Beschäftigten nicht nur das restriktive Genehmigungsverhalten der Kassen, sondern auch die offensichtliche Bereitschaft der gesetzlichen Krankenversicherungen, ihre Versicherten zu Präventionsmaßnahmen oder ambulanten Vorsorgekuren ins Ausland zu schicken. „Das geschieht keineswegs aus medizinischen, sondern vielmehr aus Gründen des Wettbewerbs im Kampf um die Versicherten“, schrieb jetzt Alois Brundobler, Bürgermeister von Bad Füssung und stellvertretender Präsident des Bayerischen Heilbäder-Verbands (BHV) in einem Protestbrief an die bayerische Staatsregierung. Vorliegende Statistiken ließen vermuten, dass mittlerweile bereits nahezu die Hälfte aller bewilligten Kurmaßnahmen im Ausland absolviert würden. „Den Krankenkassen ist es offensichtlich egal, dass ohne Not Kassenbeiträge von Versicherten ins Ausland transferiert, gleichzeitig aber die Arbeitsplätze von Beitragszahlern gefährdet würden“, so Brundobler am Mittwoch.
Bereits in der Vergangenheit hat der BHV grundsätzlich Zweifel an der Effizienz der aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklung in Deutschland geäußert. Für die Behandlung von Krankheiten würden von den Krankenkassen heute bereits weit mehr als 3.000 Euro pro Versicherten und Jahr ausgegeben, für die Krankheitsvermeidung seien es lediglich fünf Euro. Das Ergebnis dieser fragwürdigen „Reparaturstrategie“ lasse sich in Zahlen dokumentieren, so der BHV. Deutschlands Arbeitnehmer seien heute im Durchschnitt 12,8 Tage pro Jahr krank. Tendenz steigend. 3,8 Prozent aller Beschäftigten fehlten ständig krankheitsbedingt am Arbeitsplatz – der höchste Wert seit fünf Jahren.
„Wie notwendig ein Umdenken hin zur aktiven Krankheitsvermeidung ist, zeigen aktuelle Hochrechnungen“, so Brundobler. Nach diesen Prognosen zufolge werde die Zahl der Schlaganfälle in den nächsten zwei Jahrzehnten nochmals um 37 Prozent, die der Diabetes- Kranken um 20 und der Herzinfarkte nochmals um 42 Prozent steigen. Bayerns Kurorte könnten zum Schlüssel einer wirkungsvollen Prävention, also einer Kosten senkenden Krankheitsvorbeugung werden – wenn die Politik die entsprechenden Weichen stellt, meinte der stellvertretende BHV-Präsident.
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